Einfach mal selbst aufs Rad steigen

Jeder gefahrene Kilometer zählt beim Stadtradeln

Grasberg. Der dreiwöchige Wettbewerb namens Stadtradeln startet am 21. Juni und endet am 11. Juli 2021. Zum Mitmachen aufgerufen werden alle Menschen, die im Landkreis Osterholz wohnen, arbeiten, zur Schule gehen oder einem Verein angehören. Alle sieben Gemeinden im Landkreis machen mit. Die Registrierung auf der Internetseite www.stadtradeln.de/landkreis-osterholz ist bereits möglich. Auf der Seite sind die einzelnen Gemeinden hinterlegt. Alle, die sich für eine Gemeinde eintragen, radeln automatisch auch für den Landkreis Osterholz. Die gefahrenen Kilometer lassen sich online eintragen oder beim Fahren per App aufzeichnen.

Im vergangenen Jahr hatte sich der Landkreis Osterholz recht spontan für die Teilnahme am Stadtradeln entschieden. Aus diesem Grund wurde die Aktion relativ wenig beworben. Trotz des eher ungünstigen Termins im Spätsommer beteiligten sich 510 Personen, die 101.697 Kilometer sammelten. Es sei eine Super-Aktion während der Pandemie gewesen, so der Landrat. Das Ergebnis wolle man gerne steigern. „Auch in diesem Jahr wollen wir wieder gemeinsam kräftig in die Pedale treten“, erklärt Lütjen. Zum Pressegespräch radelte Landrat Lütjen von Hambergen nach Grasberg, die einfache Entfernung beträgt immerhin 23,5 Kilometer. Auch Bürgermeister Kristian Tangermann aus Lilienthal nutzte zur Anreise das Fahrrad.

Marion Schorfmann, die Bürgermeisterin von Grasberg, überlegt in ihrer Begrüßung, wen man alles motivieren und aufs Fahrrad kriegen könne. Zu Pfingsten seien ihr trotz des schlechten Wetters die vielen Fahrradfahrer aufgefallen. In den letzten zwei Jahren hätten viele Menschen das Rad für sich entdeckt. Die Teilnahme am Stadtradeln lohne sich, sowohl für Menschen, die bereits das Fahrrad lieben oder erst wieder anfangen müssten, so Schorfmann. Man wolle „mit gutem Beispiel voran gehen“. An Schorfmanns Rad sei allerdings der Schlauch kaputt, es müsse erst zur Reparatur. Toll wären mehr und bessere Radwege. Man könne einfach mal andere Verbindungen ausprobieren. „Weg von den Wegen, die man immer so hat“, lautet ihr Plädoyer.

Landrat Lütjen ist „fest davon überzeugt, dass wir das Ergebnis vom letzten Jahr toppen können“. Mit seiner klimafreundlichen Anfahrt von Hambergen nach Grasberg habe er laut seiner App dreieinhalb Kilogramm CO² eingespart. Das findet auch Stefan Schwenke, der Bürgermeister von Worpswede, gut. Er kenne den Verbesserungsbedarf des Radwegenetzes seiner Gemeinde. Bestehende Wege hätten Sanierungsbedarf, zusätzliche Strecken könne man gut gebrauchen. Defizite siehe er im fehlenden Radwegekonzept und dem Lückenschluss zwischen Waakhauser Polder und dem ehemaligen Weyermoorer Bahnhof. Um sich als Radreiseregion bewerben, müsse unter anderem die Beschilderung verbessert werden.

Kristian Tangermann, der Lilienthaler Bürgermeister, meint Naherholung habe einen neuen Stellenwert bekommen. Die Umgebung würde anders erkundet. „Es fahren mehr Menschen mit dem Fahrrad zur Arbeit“, so beispielsweise auf dem Jan-Reiners-Weg. Das Ziel der Aktion sieht Tangermann darin, ein neues Bewusstsein zu schaffen. Aus Bequemlichkeit ins Auto zu steigen, müsse hinterfragt werden. Es gäbe eine Alternative. Er selbst nutze das Fahrrad mehr als früher, auch da er Corona-bedingt weniger repräsentative Termine habe. 1.400 Kilometer mit einer Einsparung von 357 Kilogramm CO² seien in einem Jahr zusammengekommen.

Anregung für Fahrradtouren kann die Radwanderkarte das Landkreises Osterholz geben. Diese erhalten alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer mitsamt einer kleinen Überraschung zwischen dem 21. Juni und 11. Juli 2011 während der Öffnungszeiten in den Rathäusern und im Kreishaus I in Osterholz-Scharmbeck. In der Stadtradeln-App können über den Punkt „RADar“ Hinweise für eine bessere Radinfrastruktur gemeldet werden. Dadurch erhalten die Gemeinden wichtige Verbesserungstipps. Bislang haben sich 74 Personen für den Wettbewerb registriert. Alle diejenigen, die im letzten Jahr beim Stadtradeln mitgemacht haben, erhalten vom Landkreis eine E-Mail zur Erinnerung. Ebenso werden alle Unternehmen, Schulen und Vereine informiert und um eine Unterstützung gebeten. Unter allen Teilnehmenden werden Fahrradpreise ausgelobt.

Kommentar von Christiane Seeger:

Ich wünsche mir, dass ein Bürgermeister nicht nur seit zwanzig Jahren um die Missstände der Radinfrastruktur in seiner Gemeinde weiß, sondern auch etwas dagegen unternimmt. Bei manchen Politikern weckt eine Aktion wie das Stadtradeln die Begeisterung am Radfahren. Bei anderen sehe ich da persönlich schwarz. Wer noch nicht einmal zum Pressetermin sein eigenes Fahrrad parat hat, wird vermutlich auch den Rest der Kampagne ignorieren. Aber da lasse ich mich gerne eines Besseren belehren.

Info: Stadtradeln ist eine Kampagne des Klima-Bündnis, einem Netzwerk europäischer Kommunen in Partnerschaft mit indigenen Völkern. Das Klima-Bündnis will lokale Antworten auf den globalen Klimawandel entwickeln. Stadtradeln wird als weltgrößte Fahrradkampagne bezeichnet, an der 1.600 Kommunen aus fünf Nationen teilnehmen. Die Aktion wurde 2008 zum ersten Mal durchgeführt.

Landrat Bernd Lütjen, Kristian Tangermann, Stefan Schwenke und Marion Schorfmann (v. l. n. r.) vor dem Grasberger Rathaus. Foto: Christiane Seeger

Liegeradfreunde unterwegs

Herbstlich gefärbte Blätter und Kastanien liegen auf der Straße. Große Traktoren sind auf dem Weg zu ihrem Einsatz – ein normaler Septembervormittag im Dörfchen Buchholz. Plötzlich ertönt lautes Fahrradklingeln in der sonntäglichen Idylle: 16 Liegeradfahrende biegen um die Kurve. Das Ziel der heutigen Tour ist das „Zentrum für Leichtfahrzeugbau“ von Jochen Franke. Der ehemalige Berufsschullehrer baut in seiner Werkstatt zur Zeit Lastenräder. Doch das Herz des 76-Jährigen schlägt seit langem für Liegeräder.

Die Liegeradfahrer*innen biegen um die Kurve . Foto: Christiane Seeger

Als Liegerad wird ein Fahrrad mit einer nach hinten geneigten Sitz- beziehungsweise Liegeposition bezeichnet. Im Unterschied zum herkömmlichen Fahrrad verfügt es anstatt eines Sattels über einen Netz- oder Schalensitz. Die Pedale und das Tretlager sind vorne angebracht. In Buchholz ist eine bunte Mischung von Rädern zu sehen: Liegedreiräder, wahlweise mit zwei Vorderrädern oder zwei Hinterrädern. Die einspurigen Räder werden Kurz- beziehungsweise Langlieger genannt und unterscheiden sich durch die Länge des Radstandes und Wendekreises. Die beiden vollverkleideten Velomobile sehen aerodynamisch aus und erinnern an Raketen.

Susanne Müller ist wegen eines Handicaps auf das Liegerad umgestiegen. Sie fährt jetzt ihr zweites Modell. Ihr erstes Rad stammte aus der Werkstatt von Franke. Trotz einer Lähmung ist sie eine 14-tägige Tour mit zwölf Etappen gefahren, von Nordfrankreich bis nach Weener in Ostfriesland. Zurück nach Bremen ging es dann mit dem Zug. Sie schwärmt von der Bequemlichkeit des Rades und der entspannten Körperhaltung. Kein Sattel bedeute auch keinen schmerzenden Po mehr. Die Nackenmuskulatur sei völlig entspannt und verkrampft nicht. Auch die Handballen, welche sonst den Oberkörper abstützen müssten, würden entlastet.

Susanne Müller auf ihrem Liegerad. Foto: Christiane Seeger

Gunnar Niendorf fährt ein Velomobil, ein Liegefahrrad mit Vollverkleidung. Er hat es gebraucht gekauft, der Vorbesitzer hat den Bausatz selbst zusammengeschraubt. Kinder freuen sich immer, wenn sie die „Rakete“ sehen, sagt er. Sein Auto hat er abgeschafft, die 14 Kilometer zu seinem Arbeitsplatz legt er mit einem seiner Liegeräder zurück. Er fährt keine anderen Fahrräder mehr. Das Liegeradfahren sei die bequemere Art zu fahren, so Niendorf. In Bremen fährt er auf der Straße. Angst habe er dabei nicht. Die Autofahrer seien vorsichtiger beim Überholen, ist sein Eindruck. Das läge wohl daran, dass die Liegeräder noch ein ungewohnter Anblick seien.

Gunnar Niendorf fährt ein Velomobil. Foto: Christiane Seeger

Veranstaltet werden die jährlichen Ausfahrten vom Bremer Liegeradtreff. Immer im September findet eine 2-Tagestour statt. Mit dabei sind Liegeradfreunde aus Bremen, dem Oldenburger Raum, Ostfriesland oder sogar Nordrheinwestfalen. Gestartet wird in Bremen, gemeinsam geht es zu einem touristischen Ziel im Bremer Umland. Worpswede, Bookholzberg oder auch Dörverden waren schon einmal Ausflugsziele. Solche gemeinsamen Touren würden eher selten angeboten, meistens seien Liegeradfahrende allein unterwegs. Das Gruppenerlebnis steht dann auch bei vielen im Vordergrund. Sich zu treffen, miteinander zu reden und zusammen zu fahren, dass mache den Reiz aus. Im Normalfall nehmen 20 bis 30 Personen an der Ausfahrt teil, wegen Corona sind es dieses Mal nur 16. Bei der Unterkunft wurde darauf geachtet, dass Einzelpersonen getrennt übernachten und nur Paare zusammen. Beim Werkstattbesuch tragen alle Masken und achten darauf, Abstand zu halten.

Seit 2009 gibt es die Septembertouren schon. Enno Müller und Hans-Hermann Schmidt organisieren sie seit einigen Jahren. Müller hat mittlerweile drei Liegeräder und fährt kein normales Fahrrad mehr. Darauf zu sitzen, sei ihm „zu hoch“.

Die Bremer Liegeradfreunde treffen sich einmal im Monat zum Stammtisch. Eine monatliche kleine Ausfahrt wird an einem Samstag oder Sonntag angeboten. Weitere Informationen und Termine sind auf der Website https://bremer-liegeradtreff.jimdofree.com/ zu finden. Der Liegeradtreff ist auch bei Facebook vertreten.

Das Zentrum für Leichtfahrzeugbau in Buchholz. Foto: Christiane Seeger
Die Bandbreite der unterschiedlichen Liegefahrräder ist groß. Foto: Christiane Seeger

Unklare Vorfahrtsregelung am Jan-Reiners-Weg in Lilienthal

Radfahren liegt im Trend, besonders in Zeiten von Corona hat dieser stark zugenommen. Pendler meiden den öffentlichen Nahverkehr und setzen auf das Fahrrad, um zum Arbeitsplatz zu gelangen. Für alle Pendler aus und nach Bremen ist der Jan-Reiners-Weg die Verbindung in die Region. Doch leider gibt es an einigen Stellen unklare Vorfahrtsregelungen.


Zuletzt kam es im Mai zu einem Unfall an der Überquerung der Falkenberger Landstraße, Höhe Heckenweg / Timkenweg. Aus dem Heckenweg kommend, zeigt sich die folgende Situation: Die Ampel zeigt grün für Fußgänger und Radfahrer. Die Autos halten. Nach links ist die Falkenberger Landstraße durch eine Hecke verdeckt und nicht einsehbar. Wenn ein schneller Radfahrer von links kommt, kann es leicht zu einer Kollision kommen.

Die Ampel zeigt grün. Darf man darauf vertrauen? Foto: Jan Gaede


Hat das Rotlicht auf der Falkenberger Landstraße für Radfahrer eine Bedeutung? Zumindestens bei der Polizei gab es dazu unterschiedliche Einschätzungen. Die Polizisten aus Osterholz, die den Unfall aufnahmen, weil die örtliche Polizei an dem Tag nicht besetzt war, meinten der Radfahrer auf der Hauptstraße hätte halten müssen. Die Polizei in Lilienthal, die den Fall weiter bearbeitet, geht von Verkehrsgefährdung und Körperverletzung durch die Radfahrerin aus dem Heckenweg aus.

Gilt dieses Rotlicht auch für Radfahrende? Foto: Jan Gaede


Die Verkehrsführung ist an dieser Stelle unübersichtlich, unklar und gefährlich. Es sind weder im Heckenweg, noch im Timkenweg Warnhinweise für Radfahrer vorhanden. Auch in der Falkenberger Landstraße gibt es kein Hinweisschild. Ob sich Radfahrende an der Ampel orientieren müssen, ist nicht eindeutig zu erkennen. Eine entsprechende Haltelinie gibt es jedenfalls nicht. Bei der Verkehrswacht Lilienthal ist das Problem zwar bekannt, man ist aber zur Zeit eher mit sich selbst beschäftigt (siehe Bericht in der Wümme Zeitung).


Schon im Frühjahr hatte der ADFC den Jan-Reiners-Weg unter die Lupe genommen. Der Zustand des Weges sei mäßig, und die Vorfahrtsregeln unübersichtlich, so die ADFC-Vertreter. Im Blick hatten sie schon damals die Lage an der Falkenberger Landstraße auf Höhe des Timkenweges.

Meine Meinung: Ich bin an dem besagten Übergang bei einer grünen Ampel auch immer davon ausgegangen, jetzt fahren zu dürfen. Was nun tatsächlich gültig ist, muss zeitnah geklärt werden! Die Kosten für ein paar Hinweisschilder sollte die Gemeinde verschmerzen können.

Fazit zum Pedelec-Test

Schneller als gedacht ist er da: Der Moment der Rückgabe, der Abschied also. Gewöhnt habe ich mich schon am meinen mithelfenden Untersatz. Aber nun kommt der nächste Bewerber an die Reihe. Das Mobilitätskalender ist ausgefüllt, mein Kreuzchen zu der Aussage „Ich kann mir vorstellen, auch zukünftig mit einem Pedelec zur Arbeit zu fahren.“ landet bei „ja“.

Mobilitätskalender

Die einzige Bedingung, die für die Teilnehme am Projekt „PendlerInnen auf‘s Pedelec“ gestellt wird, ist das Führen eines Mobilitätskalenders. Jeden Tag notiere ich gewissenhaft die km, die mit dem Pedelec, einem normalen Fahrrad, zu Fuß, mit dem ÖPNV und dem Auto zurückgelegt wurden. Ich versuche im Testzeitraum möglichst wenig Auto zu fahren und lieber das Pedelec einzusetzen. Bei den meisten PKW-Fahrten ist eine oder mehrere Personen (Kinder) an Bord, teilweise auch mit viel Gepäck. Diese Transport- oder auch Mama-Taxi-Fahrten finde ich zuweilen recht nervig. Aber wer im ländlichen Bereich wohnt, kommt leider nicht ganz drum herum. Ein Lastenrad steht mir zur Zeit leider nicht zur Verfügung. Und dann muss man immer noch die Beifahrer motivieren, sich ebenfalls aufs Rad zu schwingen. Das kann je nach Persönlichkeit schwierig sein…

Am Ende sind es 401 km mit dem Pedelec, 28 km mit dem Rennrad und 53 km zu Fuß (inkl. Joggingeinheiten). Der ÖPNV kommt auf 220 km und das Auto auf 666 km. Da war allerdings auch eine Ferntour mit knapp 230 km dabei.

Ich fühle mich fit genug, um auch ohne Unterstützung Rad zufahren. Trotzdem finde ich so ein Pedelec toll. Die Überwindung des inneren Schweinehundes fällt damit gleich viel leichter. Mein Traumrad ist allerdings ein Lastenrad mit Elektrounterstützung. Zum Lastentransport ergibt das wirklich Sinn. Anderen Mitmenschen kann damit auch der Umstieg auf ein nachhaltigeres Transportmittel schmackhaft gemacht werden. Leider gibt es hier draußen noch kein Lastenradsharing oder ein „freies Lastenrad“. Eine sinnvolle Ergänzung, die der Verbesserung der ländlichen Mobilität dient!

Foto: marcus schm!dt

Das Rad habe ich im Rahmen der Aktion „Pendler auf‘s Pedelec“ des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) einen Monat lang gefahren. Mehr darüber ist hier nachzulesen.

Tarmstedter eCarsharing Initiative beschleunigt ins digitale Zeitalter

Elektromobilität? Mobilitätswandel auf dem platten Land? Dafür braucht man ein paar Verrückte vor Ort, die das unterstützen und beharrlich sind. Leute, die sich diese Themen zu einer Art Lebensaufgabe gemacht haben. Gut, dass es in einer Gemeinde wie Tarmstedt solche Menschen gibt! Schon seit 2015 betreiben Sie ein eCarsharing auf privater Basis. Alles allein stemmen zu müssen; die Wartung und Abrechnung der Fahrten, immer telefonisch erreichbar zu sein, dass macht man nur, wenn es sich wirklich um eine Herzensangelegenheit handelt.

Eine Mobilitätsstudie, die in Zusammenarbeit der Samtgemeinde Tarmstedt und dem Regionalmanagement entstand, zeigte den Willen der Bevölkerung: Die Nutzung soll niedrigschwellig angelegt sein, dass heißt so einfach wie möglich. Ein Onlinebuchungsprogramm, dass auch automatisch abrechnen kann, wäre die Lösung! Leider außerhalb der finanziellen Möglichkeiten unserer Protagonisten, selbst wenn man weitere Mitstreiter für einen Mobilitätsverein findet.

Da passt es wunderbar, dass es unter dem Dach des VW-Konzernes eine Carsharingsparte gibt, die zwar Greenwheels heißt, aber bislang nur Wagen mit Verbrennungsmotor vermietet. Carsharing im ländlichen Raum ist ebenso wie Carsharing mit Elektroautos Neuland für die Profis und deshalb höchst interessant. Und so wird die eher kleine Samtgemeinde Tarmstedt zum Pilotprojekt für ein Unternehmen, dass bundesweit sowie in den Niederlanden agiert. Darauf kann man mit Recht stolz sein! Zwei Jahre lang währt die Testphase, eine Zeit voller Erwartungen.

Mit dem Tarmstedter eCarsharing gibt es weiterhin die Möglichkeit, sich ehrenamtlich z. B. zu Arztbesuchen fahren zu lassen. Diese Nutzer brauchen sich natürlich nicht extra registrieren zu lassen, in einigen Fällen gibt es nicht einmal einen Führerschein. Auch diese nachbarschaftliche Komponente gefällt den Verantwortlichen bei Greenwheels und so gibt es dafür eine Sonderlösung.

Das Dorf Rhade steht ebenfalls in den Startlöchern für ein eCarsharingangebot, allein die Lademöglichkeit fehlt noch. Und auch der Dienstwagen der Samtgemeinde wird bald an den Wochenenden nicht mehr nutzlos herumstehen, sondern den Fahrzeugpool ergänzen. Weitere Ideen wie Lastenradsharing, ein Ringschluss von Mitfahrbänken und Verzahnung von Bürgerbusangeboten stehen auf der Agenda. Zur Zeit noch Utopie ist das autonome Fahren, aber wer weiss schon, was in einigen Jahren Normalität sein wird…

Um ein Fahrzeug auszuleihen, muss man sich einmalig registrieren. Die Einholung einer Schufa gehört selbstverständlich dazu. Nach dem Einscannen und Übermitteln der Vertragsunterlagen und des Führerscheines erfolgt noch ein sogenannter Ident-Check per Webcam. Das gefällt mir persönlich nicht so gut, da ich mich bei fremden Zugriff auf meine Hardware unwohl fühle. Ich favorisiere eher das Post-Ident-Verfahren, bei dem man persönlich in eine Filiale gehen kann. Nach wenigen Tagen erhält man die Kundenkarte per Post, mit der sich alle Greenwheels-Wagen öffnen lassen.

Ein paar Fakten:

Greenwheels bietet je nach Nutzungsverhalten verschiedene Tarifoptionen. Es stehen in der Samtgemeinde Tarmstedt z.Zt. sechs eGolfs zur Vergabe. Die Standorte sind: Tarmstedt, Wilstedt, Bülstedt, Vorwerk und Buchholz. Bei Rückgabe sind die Fahrzeuge an die Ladestation anzuschließen, damit auch der nächste Nutzer volles Fahrvergnügen hat. Zum Laden unterwegs ist eine Ladekarte an Bord, die Nutzung ist im Mietpreis inbegriffen. Die durchschnittliche Fahrleistung einer Carsharing-Ausleihe liegt laut Greenwheels bei 55 km; die ein eGolf mit seiner realistischen Reichweite von 200 km locker abdeckt. Dem registrierten Kunden stehen nicht nur die Wagen in der Samtgemeinde zur Verfügung, sondern der komplette Fuhrpark von Greenwheels, z.B. in Städten wie Hamburg oder Berlin.

Wie alles ganz genau funktioniert, erfahren alle Interessierten am 29.08.2018 um 19 Uhr im Tarmstedter Rathaus. Auch hochsommerliche Hitze ist kein Grund, den Termin zu versäumen, der neue Ratssaal ist hervorragend klimatisiert!

Auf dem Bild oben freuen sich (von rechts nach links): Traugott Riedesel, Günther Nase, Jochen Franke, Ulrich Kaschner, Wolf Warncke, Frank Holle und Marcel Bonse.

Bild unten: Moderner „Sesam-öffne-Dich“, über den das Auto mittels Karte oder App aufgeschlossen wird. – Fotos: Christiane Seeger

Das Rad – Elektromobilität mal anders

Neongelb leuchtend steht es da; aufsteigen, einschalten und dann ein beherzter Tritt in die Pedale: Jippie! Ein Gefühl kommt auf, als wenn mich jemand anschiebt. So wie damals mein großer Bruder beim Radfahren lernen oder in der Radgruppe, wenn jemand merkt, dass man nicht recht mitkommt und ein bisschen Unterstützung gibt. Ein tolles Gefühl! Es mag Autos geben mit eingebauter Vorfahrt, aber dieses Rad hat den Rückenwind gleich eingebaut, definitiv! Gegenwind verliert jeglichen Schrecken, voller Rucksack nach dem Einkaufen? Pah – völlig egal! Das Fahren geht zügig und ist in keinster Weise anstrengend. Vier verschiedene Modi unterstützen beim Fahren: Tour (damit bin ich meistens unterwegs), Sport und Turbo, sowie Eco, um den Akku zu schonen.

Reichweitenangst, das Schlagwort zum Thema Elektromobilität ist auch hier zu beachten: Als ich das Pedelec in Empfang nehme, zeigt mir der Akkustand nur zwei Balken an. Die komplette Heimfahrt (ca. 20 km) erscheint mir zu risikoreich. Ich kürze ab mit der Straßenbahn. Ah, es ist nur die „Borgfeld-Vier“. Bis zur Endhaltestelle Lilienthal-Falkenberg weiter mit dem Rad. In der Fahrradbox, deren Mieterin ich bin, ist eine Ladesäule. Shit, hab ganz vergessen, dass man die Nutzung der Säule vorher beantragen (und zahlen) muss. Also nur das Rad angekettet, Akku ausgebaut und mit dem Auto nach Hause. So hatte ich mir das nicht vorgestellt. Im weiteren Verlauf des Testmonats relativiert sich das Ganze. Dann kann ich gut abschätzen, wann ich laden muss und wie weit ich damit komme. Nur mit Licht steigert sich der Verbrauch doch erheblich.

Für die Technikverliebten:

Kalkhoff Endeavour Move B9 (Hersteller: Derby Cycle)

Motor und Ladegerät: Bosch

9 Gang Shimano Alivio

hydraulische Scheibenbremsen Tektro T285

Alu-Rahmen

blockierbare Federgabel SR Suntour Nex E25

Sattel Selle Royal Essenza mit Concept Sattelstütze

Reichweite lt. Hersteller: bis 180 km

UVP: 2.699 EUR

Weitere Details auf der Herstellerseite.

Die auffällige Farbe mag nicht jedermann gefallen. Das Rad ist auch in dunklen Tönen erhältlich. Den Sattel finde ich furchtbar unbequem. Aber die wenigsten Menschen, die ich kenne, fahren mit dem Sattel, der vom Hersteller draufgeschraubt ist. Hintern und Sattel müssen einfach zusammen passen. Die Federgabel und Scheibenbremsen gefallen mir gut. Auch wo es mal etwas holperiger zugeht, wie auf Schotter, bleibt das Fahrgefühl angenehm. Die Bremsen sind griffig und verzögern sofort. Einziges No-Go am Rad: die Klingel. Gewöhnungsbedürftige Optik gepaart mit mangelnder Funktionalität: Wenn’s drauf ankommt, verweigert sie den Dienst und klingelt nicht. Hier sollte dringend durch den Hersteller nachgebessert werden! Ansonsten ist nichts auszusetzen am Pedelec.

Fotos: marcus schm!dt

Das Rad habe ich im Rahmen der Aktion „Pendler auf‘s Pedelec“ des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) einen Monat lang gefahren. Mehr darüber ist hier nachzulesen.

Pendeln mit dem Pedelec

Anfang des Jahres las ich einen interessanten Aufruf in meinem Lokalblatt, der Wümme-Zeitung: Gesucht wurden Menschen, die einen Monat lang ihren Arbeitsweg (oder einen Teil davon) mit einem Pedelec zurücklegen wollten. Der BUND stellt dafür insgesamt sieben Pedelecs zur Verfügung. 70 glückliche Teilnehmer werden aus rund 120 Bewerbern ausgelöst, die Radheldin ist eine davon.

Ein Pedelec unterstützt nur die Tretbewegung, ganz ohne Pedalieren fährt es nicht! Dieses Fahrgefühl lässt sich am besten mit „eingebautem Rückenwind“ beschreiben. Auch Menschen, die sonst eher weniger Radfahren, können so ohne größere Kraftanstrengung weite Strecken zurückzulegen. Gegenwind und Steigungen verlieren ihren Schrecken. Auch für alle diejenigen, die zwar gerne mit dem Rad zur Arbeit fahren möchten, aber dort nicht verschwitzt ankommen wollen, ist es eine gute Lösung.

Ich fahre meist den kürzeren Teil meines Arbeitsweges mit dem Auto und steige dann in Lilienthal-Falkenberg in die Straßenbahn. Um vor Diebstahl und Vandalismus geschützt zu sein, habe ich einen Stellplatz in der abschließbaren Fahrradbox gemietet. Die Pendelfahrten zum Arbeitsplatz bin ich teils bis zur Haltestelle der Straßenbahn oder auch komplett mit dem Pedelec gefahren. Bei dem hochsommerlichen Wetter ist das Fahren auf dem Rad (Fahrtwind) wesentlich angenehmer als im ÖPNV (viele Menschen, denen heiß ist…). In meinen Testzeitraum fallen zwei Wochen Urlaub. Ich habe ersatzhalber versucht, die meisten Alltagswege mit dem Pedelec zu fahren. Beim Transport von Menschen oder sperrigen Sachen ging es leider nicht ohne Auto.

Für die Aktion des BUND muss ein Mobilitätskalender geführt werden. Kein großer Aufwand und die einzige Auflage, die zur Nutzung des Pedelec gemacht wird. Dabei erhält man einen Einblick in das eigene Mobilitätsverhalten. Viele PKW-Fahrten sind einem sonst im Alltag gar nicht recht bewusst. Nur mal eben schnell… Das eigene Verhalten zu reflektieren, ist der erste Schritt zur Änderung!

Foto: marcus schm!dt

Smombies auf dem Rad

Vielleicht ist das so ein Generationsding, aber ich mag mich mit Smombies im Straßenverkehr nicht recht anfreunden. Zu Fuß finde ich die auf ihr Gerät starrenden Menschen schon nervig genug. Nicht ihr Tun an sich, aber der Focus liegt nur auf das Smartphone gerichtet und nichts / niemand Anderes wird mehr wahrgenommen. In Augsburg und Köln wurden sogar schon Bodenampeln für abgelenkte Handynutzer getestet. Der Blick hebt sich nicht mehr zur Fußgängerampel. Entgegenkommende Menschen werden genauso wenig wie der Autoverkehr beachtet.

Beim Autofahren ist Handynutzung verboten. Zu Recht. Telefonieren über Freisprechanlage ist okay, aber für alles Andere sollte man doch anhalten. Vorzugsweise so, dass man keine anderen Verkehrsteilnehmer gefährdet oder behindert. Mir ist als Radfahrerin schon häufiger passiert, dass ein Auto mitten auf dem Radweg stand, und die Person hinterm Steuer so intensiv mit dem Smartphone beschäftigt war, dass ich anhalten und an die Scheibe klopfen musste!

Bei anderen Radfahrern ist mir in letzter Zeit auch Ähnliches aufgefallen. Gerade auf den Wegen in unserer Gemeinde und im Umkreis, wo eher wenig Betrieb ist. Junge Menschen, meist mit dem Hollandrad unterwegs, Stöpsel im Ohr und beide Hände am Smartphone. Da hilft meist kein Rufen oder Klingeln, sondern lieber gleich Ausweichen. Zu Dumm, das dafür meist nur auf der Straße Platz ist.

Ich habe wie gefühlte 99% der Bevölkerung auch meistens das Handy dabei. Manchmal gibt es Geräusche von sich, wenn jemand was von mir möchte. Der- oder diejenige weiß oft nicht, dass ich gerade unterwegs bin. Also hat es auch den Moment Zeit, bis ich angehalten habe, um den Anruf anzunehmen, oder nachzusehen. Während der Fahrt telefonieren halte ich für möglich, aber es lenkt doch sehr ab. Schreiben geht gar nicht! Navigieren, Einschalten von Apps wie Runtastic oder Musik anmachen sind Dinge, die mich schlicht überfordern. Ich gebe zu, dass ich es versucht habe, aber daran gescheitert bin. Und was soll’s, die paar Minuten, die man braucht, kann man eben anhalten. Radfahren entschleunigt doch so schön!

Zu diesem Thema gibt es eine Umfrage, die vom Institut für empirische Soziologie (IfeS) an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg im Auftrag der Bundesanstalt für Straßenwesen – einer nachgeordneten Behörde des Bundesverkehrsministeriums (BMVI) – durchgeführt wird. Die Teilnahme dauert ca. 10 min. und lässt einen durchaus über die eigene Smartphonenutzung nachdenken. Es gibt eine Verlosung, wenn man seine E-Mail-Adresse angibt, aber man kann auch anonym teilnehmen. http://www.fahrradbefragung.de/

On the road: Mit dem eGolf bis zum Bodensee!

Wenn das Thema Elektromobilität zur Sprache kommt, ist ein Argument nicht weit: REICHWEITE!

Heute früh schreiben mir Freunde der eCarsharing-Gruppe, dass sie mit dem eGolf an den Bodensee fahren. Nach Wolfegg, um genau zu sein. Bei dieser Tour kann ich mittels WhatsApp dabei sein. Sie hoffen auf eine gute Ladeinfrastruktur entlang der Autobahnen. Volles Risiko – ohne Sicherheit, was das CSS-Laden angeht…

6 Uhr: Start in Tarmstedt – mit 280 km Anzeige. Ziel: Wolfegg am Bodensee. Frage: Ist das mit einem heutigen eAuto (eGolf) zu schaffen? – In Verden erstes Hindernis: Stau Warnung. Wir verlassen BAB und fahren Bundesstraße, in Walsrode wieder auf die BAB. Kurz vor Hannover noch 90 km Reichweite (RW). Unser Ziel: Rasthof Hildesheimer Börde!

8 Uhr Zwischenstopp zum Laden in Wüferode

In Wülferode vollgeladen – der CCS Lader hat so schnell geladen, dass wir kaum den ersten Kaffee in Ruhe austrinken haben können – wieder 280 km im Tank!

9 Uhr gestartet in Wülferode bei Hannover.

9:45 Uhr Aktuelle Grüße aus Seesen am Harz! Durchschnittlicher Verbrauch 19,1 kWh und Praxis-Reichweite 190 km bei Autobahnfahrt!

10:15 Uhr: Jetzt etwas sinnigere Fahrweise – Verbrauch auf 17,6 kWh gesunken! Es regnet noch! – Unser Ziel: Raststätte Kassel Ost!

11 Uhr: Guxhagen, gerade noch erreicht, war knapp. 10 km Rest

12 Uhr: Aufgeladen, 280 km RW und Punkt 12 Uhr nach Mittagspause in Guxhagen gestartet, Richtung Süden. Nächstes Ziel Raststätte Fulda zum Zwischenladen

Kurzer Zwischenstopp um 13 Uhr am Autohof Fulda! Haben jetzt wieder 146 km auf dem Buckel an RW! Durchschnittsverbrauch in den Kasseler Bergen 17,5 kWh – ganz passabel, oder? Nächstes Etappenziel Riedener Wald bei Würzburg!

Von wegen Schneckentempo und Schnarchlader: eAutos sind nicht nur für Kurzstrecke und als Zweitwagen geeignet: Mit dem eGolf um 6 Uhr in Tarmstedt gestartet – um 13:30 Uhr schon munter und pausenerholt in Bayern auf eSurvival-Tour unterwegs.

14:15 Uhr: Zwischenziel erreicht Raststätte Riedener Wald bei Würzburg. In Bayern scheint die Sonne – der Verbrauch runter auf 16,5 kWh, dank Claus Wahlers sparsamen Stromfuss.

15.10 Uhr. Raststätte Riedeler Wald. Laden hat geklappt an der Innogy Säule. Aber mit Anlaufschwierigkeiten, weil an verborgener Stelle ein QR Code erst eingelesen werden musste. Durch Probieren und Mit Hilfe EWE Stromtankkarte und Ladeverbund klappte es doch noch! Weiterfahrt nun aus nahe Würzburg, Bayern, Richtung Ellwangen/Jagst. Entfernung rund 130 km. Müsste machbar sein, wenn nichts dazwischen kommt. Stau etc. – Die Sonne scheint bei uns noch. Wie ist es bei Euch in Norddeutschland?

Raststätte Ellwangen an der Jagst erreicht. 16.30 Uhr. Mit 20 km Rest. Puuuh, das Laden klappt ohne Probleme.ABB Säule, Verbund mit EWE Roaming Partner.

26 Prozent Batterie Ladung, kurz nach dem Start.

Schon 3,5 kWh geladen, innerhalb weniger Minuten-35 % Ladestatus

Beim E-Golf mit Strompedal, im Imbiss in Ellwangen auch per Fusspedal die Mayo-Betätigung für Claus‘ Pommes.

Pause mit Cappu und Edel Vollmilch in Ellwangen angestoßen auf Christianes Wohl.

17:15 Uhr: Nach 45 Minuten fast 15 kWh geladen. Angesichts von „max 50 kW“ ein halber Schnarchlader! Eindeutig zuviel versprochen, liebes Duo „EnBW und Tank &. Rast“ – Das lockt keine E-Auto Kunden! Immerhin können wir nun weiterfahren mit Reichweite 156 km. Nächstes Ziel Raststätte Illertal! Oder Aichstetten.

Nach dem Laden wieder 80 km Reichweite – das sollte locker reichen für die restlichen 34 km bis zu unserem Zielort Wolfegg am Bodensee. Kurz vor dem Ziel werden wir kurzzeitig sogar über die österreichische Grenze kommen. Watch out! Wir hoffen uns in einer halben Stunde vom Zielort zu melden. Mit Erfolg!

Mit 40 km Rest-RW angekommen am Autohof Aichstetten- Auch hier funktioniert das CCS Schnell-Laden. Aber vermutlich auch statt mit 50 nur mit gut 20 kW.

Und zwei Teslas, einer aus der Schweiz, einer aus Memmingen, am Laden. Egoistisch allerdings, dass Tesla die anderen eAutos diskriminiert und nicht mal gegen Geld laden lässt.

Ein echter Ladepark im Autohof Aichstetten – 700 m über Normal Null – auch den Höhenunterschied mussten wir überwinden!

Angekommen nach etwa 14 Stunden und 750 km um 19:40 Uhr in Wolfegg am Bodensee.

Im Hintergrund die Alpen zu sehen, unglaublich, an einem Tag mit dem eGolf von Tarmstedt bis an die Alpen!

Das Ladekabel lag schon zum Willkommen bereit!

O-Ton Claus: „Es war echt ein tolles Abenteuer und ohne Stress. Wenn man die App beherrscht, kann man ohne Angst die Strecke fahren.“

Noch ein wichtiger Hinweis von Wolf: „Ideal ist, die App „Punktlandung“ von der EWE zu nutzen, falls man die „große“ EWE Stromtankkarte hat, weil an vielen Ladestationen dadurch eine Abrechnung über den Ladeverbund der Energieversorger und damit problemloser Zugang zu den Schnellladern möglich ist. Und zusätzlich kann sogar im Voraus geschaut werden, ob die Säule belegt (rot) oder frei (grün) oder defekt ist (verfügbar).“

Fazit: Es hat wirklich Spaß gemacht, diese Abenteuertour mit zu verfolgen! Es ist schon ein Unterschied, ob man nur darüber liest, oder man via WhatsApp förmlich mit im Auto sitzt. Das Allerwichtigste aber: sie haben es geschafft! Ohne irgendwo zu stranden und in der Wallachei liegen zu bleiben! Die Reichweitenängste sind ja DAS Argument von Elektromobilitätsskeptikern. Unsere beiden Probanden haben diese auf das Schönste widerlegt und gezeigt, wie es geht! Eine Tour zum Bodensee ist auch keine Alltagsmobilität. Ich kenne jedenfalls niemanden, der diese Strecke mehrmals wöchentlich mit dem Auto zurücklegt. Stimmt, es hat etwas länger gedauert und man ist bemüht, sparsam zu fahren. Regelmäßige Pausen sollte man bei einer langen Strecke eigentlich einplanen, denn die Konzentrationsfähigkeit des Fahrers entspricht nicht unbedingt der Reichweite eines modernen Dieselmotors. Nur weil das Auto vielleicht 1.000 km am Stück durchhält, tut es der Fahrer noch lange nicht. Ein Mensch ist keine Maschine! Die langen Autofahrten ohne Pausen (nur wenn getankt werden muss) aus meiner Kindheit sind mir eher ungut in Erinnerung geblieben… Eine ressourcenschonende Fahrweise finde ich auch gerade als Gegenpol zu den ganzen Formel-Eins-Hobbypiloten auf der Autobahn wichtig. Die schädigen die Umwelt, ihren Geldbeutel und leider viel zu oft auch der Gesundheit von Unbeteiligten! Sich Gedanken über das eigene Tun (in unserem Beispiel eine Reiseplanung) zu machen, sollte der Normalfall sein.

Einen sehr schönen Kommentar haben wir auf unserer Facebook-Seite bekommen, ich zitiere: „Wer es mit E-Fahrzeug eilig hat, kann auch Rotwein mit Strohhalm trinken. – Entschleunigung ist das neue Narrativ… ;-)“

Fotos: Wolf Warncke, Bild an der Ladesäule Guxhagen: Claus Wahlers

Grün zu blau

Gerade war ich kurz davor, die grünen Limebikes einem Test zu unterziehen, schwupp – sind diese Leihräder doch wieder vom bremischen Markt verschwunden. Dem Hörensagen nach konnte sich der Anbieter die monatliche Gebühr von einem Euro pro Fahrrad nicht leisten. Mmmh, dass sagt so ziemlich alles darüber aus. Die Qualität und der Fahrkomfort der Räder war vermutlich entsprechend.

Neu & blau

Aber nun: als Verbindung von Presse und Rad geht WK-Bike an den Start! Dieses Angebot wird vom Weser-Kurier und dem bundesweiten Anbieter nextbike aufgezogen. Und an „meiner“ Haltestelle in Lilienthal stehen gleich vier Exemplare bereit.

Wie funktioniert die Ausleihe?

Zur Ausleihe wird eine App benötigt, der Download und die Registrierung klappen reibungslos. Für den geneigten Smartphoneverweigerer gibt es telefonische Unterstützung gegen Entgelt (3 EUR). Sinn macht das Angebot allerdings nur, wenn man mittels App schnell und unbürokratisch ausleihen kann. Als kleines Schmankerl zum Start sind die ersten 30 min. geschenkt. Seit der Lektüre von „Deathbook“ (liebe Grüße an Andreas Winkelmann!) meide ich QR-Codes, die Eingabe der Radnummer ist auch möglich. Das Leihrad muss an einer festen, dafür vorgesehenen Stelle zurückgegeben werden. Es ist kein Freefloating möglich, vermutlich wegen der schlechten Beispiele aus Städten wie München, wo die Straßen mit billigen Chinaleihrädern überschwemmt wurden. Eine genaue Anleitung gibt es hier

Praxistest

Ein kurzer Test ergibt: der Sattel ist mittels Schnellspanner an der Sattelstütze fix richtig eingestellt. Die Shimano Nexus 3-Gang-Schaltung ist zwar nix Besonderes, aber für hiesige Verhältnisse völlig ausreichend: Das WK-Bike ist weder Sportgerät noch Lastenrad und sonderlich bergig ist die Gegend hier auch nicht. Die Beleuchtung funktioniert mittels Nabendynamo und bremsen tut das Rad auch. Vorne ist eine eher kleine Ablagemulde, die mittels Gummibändern (Spanngurt wäre übertrieben) als Korb umgewidmet werden kann. Leider befindet sich hinten kein Gepäckträger, so dass größeres Stückgut oder Satteltaschen nicht befördert werden können. An den Rädern befinden sich breite, luftgefüllte Profilreifen.

Fazit

Ich möchte mit dem WK-Bike keine Tagestouren fahren und auch nicht an Rennen teilnehmen. Um ein paar Kilometer in der Stadt zu überbrücken, ist es toll! Bevor ich eine halbe Stunde (oder länger) auf den nächsten Bus warten muss, ist die Strecke mit dem Leihrad schnell geradelt. Wenn es jetzt noch eine Stellfläche in Grasberg geben würde, ja dann…

Bildunterschrift: Vier WK-Bikes warten in Lilienthal auf temporäre Fahrer. Foto: Christiane Seeger