Neongelb leuchtend steht es da; aufsteigen, einschalten und dann ein beherzter Tritt in die Pedale: Jippie! Ein Gefühl kommt auf, als wenn mich jemand anschiebt. So wie damals mein großer Bruder beim Radfahren lernen oder in der Radgruppe, wenn jemand merkt, dass man nicht recht mitkommt und ein bisschen Unterstützung gibt. Ein tolles Gefühl! Es mag Autos geben mit eingebauter Vorfahrt, aber dieses Rad hat den Rückenwind gleich eingebaut, definitiv! Gegenwind verliert jeglichen Schrecken, voller Rucksack nach dem Einkaufen? Pah – völlig egal! Das Fahren geht zügig und ist in keinster Weise anstrengend. Vier verschiedene Modi unterstützen beim Fahren: Tour (damit bin ich meistens unterwegs), Sport und Turbo, sowie Eco, um den Akku zu schonen.
Reichweitenangst, das Schlagwort zum Thema Elektromobilität ist auch hier zu beachten: Als ich das Pedelec in Empfang nehme, zeigt mir der Akkustand nur zwei Balken an. Die komplette Heimfahrt (ca. 20 km) erscheint mir zu risikoreich. Ich kürze ab mit der Straßenbahn. Ah, es ist nur die „Borgfeld-Vier“. Bis zur Endhaltestelle Lilienthal-Falkenberg weiter mit dem Rad. In der Fahrradbox, deren Mieterin ich bin, ist eine Ladesäule. Shit, hab ganz vergessen, dass man die Nutzung der Säule vorher beantragen (und zahlen) muss. Also nur das Rad angekettet, Akku ausgebaut und mit dem Auto nach Hause. So hatte ich mir das nicht vorgestellt. Im weiteren Verlauf des Testmonats relativiert sich das Ganze. Dann kann ich gut abschätzen, wann ich laden muss und wie weit ich damit komme. Nur mit Licht steigert sich der Verbrauch doch erheblich.
Für die Technikverliebten:
Kalkhoff Endeavour Move B9 (Hersteller: Derby Cycle)
Motor und Ladegerät: Bosch
9 Gang Shimano Alivio
hydraulische Scheibenbremsen Tektro T285
Alu-Rahmen
blockierbare Federgabel SR Suntour Nex E25
Sattel Selle Royal Essenza mit Concept Sattelstütze
Reichweite lt. Hersteller: bis 180 km
UVP: 2.699 EUR
Weitere Details auf der Herstellerseite.
Die auffällige Farbe mag nicht jedermann gefallen. Das Rad ist auch in dunklen Tönen erhältlich. Den Sattel finde ich furchtbar unbequem. Aber die wenigsten Menschen, die ich kenne, fahren mit dem Sattel, der vom Hersteller draufgeschraubt ist. Hintern und Sattel müssen einfach zusammen passen. Die Federgabel und Scheibenbremsen gefallen mir gut. Auch wo es mal etwas holperiger zugeht, wie auf Schotter, bleibt das Fahrgefühl angenehm. Die Bremsen sind griffig und verzögern sofort. Einziges No-Go am Rad: die Klingel. Gewöhnungsbedürftige Optik gepaart mit mangelnder Funktionalität: Wenn’s drauf ankommt, verweigert sie den Dienst und klingelt nicht. Hier sollte dringend durch den Hersteller nachgebessert werden! Ansonsten ist nichts auszusetzen am Pedelec.
Fotos: marcus schm!dt
Das Rad habe ich im Rahmen der Aktion „Pendler auf‘s Pedelec“ des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) einen Monat lang gefahren. Mehr darüber ist hier nachzulesen.
Ah, sehr schönes Fahrrad. So habe ich mich auch das erste Mal gefühlt als ich mit dem Pedelec um den Titisee gefahren bin. Davor hatte ich das schreckliche Vorurteil, dass das nur was für Rentner wäre. Heute finde ich E-Bikes und Pedelecs als das entscheidende Ding für eine neue nachhaltige Mobilität.
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