Es muss nicht immer Asphalt sein…

Eine Liebeserklärung an meinen Crosser

Heiss heute… Gestern hab ich mir die Sonne auf den Helm prasseln lassen. Darum wollte ich heute mal abseits der Straßen mit dem Crosser die Waldwege unsicher machen. Da ist es schattig, da ist es schön und es gibt ausgeschilderte Wanderwege, auf denen ich mich nicht verfahren kann. Einfach mal sehen, wohin die ganzen Seitenwege, an denen ich sonst immer vorbeifahre, so hinführen. Mit dem Renner kehre ich halt oft wieder um, weil es auf Schotter weitergeht. So war der Plan. Kurz nach dem Start kam mir dann die Idee für diesen Blogbeitrag. 

Ich wollte darüber schreiben, wie dieses Rad in mein Leben kam. Wie es mich mit Rennbereifung durch meine erste Saison getragen hat und durch einen Gutteil der zweiten. Wie es sich einen Platz in meinem Herzen eroberte und über meine ersten Crossversuche damit. Wie es (immer noch namenlos) sich zum Winter- und Alltagsrad wandelte, mit Klingel und Licht. Jetzt sind Bärentatzenpedale dran, damit ich auch mit Straßen- und Turnschuhen bequem damit fahren kann. Man muss nur beim Antreten etwas aufpassen, damit man nicht abrutscht… 

Allerdings fand diese Ausfahrt nach 7km ein abruptes Ende. Die Karkasse des Hinterreifens hatte sich gelöst, Sand und Steinchen waren drin. Denen setzt auch ein CX-Schlauch nichts entgegen. Im Notfallpaket nur ein dünner RR-Schlauch, wechseln also vergebliche Liebesmüh. Aber wer seinen Kumpel liebt, der schiebt…

So wandelte sich dann das Tempo der Tour und daraus wurde ein längerer Spaziergang mit Rad an der Hand. Aber was soll’s, Bewegung und draußen sein an der frischen Luft, nur ein bisschen anders als geplant. Ach und es heißt „Radschuhe“, weil sie zum Radfahren gemacht sind und nicht zum Laufen. 😉

Ein Blick nach Münster


Münster gilt ja wie Bremen als Fahrradstadt. Im Fahrradklima-Test liegen beide auf vorderen Plätzen. Das heißt jedoch nicht, dass sich zurückgelehnt und darauf ausgeruht werden sollte! Um das Leben in unseren Städten angenehmer und menschenfreundlicher zu gestalten, kann es gar nicht genug Initiativen geben. Fahrradaktionismus ist nur ein Teil davon.

Die Münsteraner haben außer Thiel und Prof. Boerne noch etwas, was die Bremer nicht haben: Lasse! Lasse ist ein freies Lastenrad, welches sich alle Bürgerinnen und Bürger kostenlos ausleihen können. Ziel des Projekts ist es, den Menschen zu zeigen welche Möglichkeiten Lastenräder bieten, dass diese in der Stadt auf sehr vielen Strecken und für viele Anwendungen ein Auto ersetzen können und ein wichtiger Bestandteil von zukunftsorientierter und nachhaltiger urbaner Mobilität sind. 

Dieses Projekt wurde durch Spenden finanziert und wird vollständig ehrenamtlich betrieben. Lasse ist ein Bullit, also ein einspuriges Lastenrad. Es wurde schon viele Male ausgeliehen und hat etliche Kilometer zurückgelegt. 

Zum Ausleihen muss man sich online registrieren, den Termin buchen und dann an einer der Ausleihstationen abholen. 

Aufgrund der guten Auslastung und der vielen Anfragen für einen autofreien Kindertransport wird die Lassefamilie jetzt um ein zweites Lastenrad erweitert. Neu in den Fuhrpark aufgenommen wird ein dreirädriges Lastenrad (Zweispurer), welches neben dem normalen Lastentransport (Zuladung bis 100 kg) auch speziell auf den Transport von Kindern ausgelegt ist. Hierfür verfügt das Rad über eine Sitzbank mit 3-Punkt-Gurt, ein Regenverdeck sorgt dafür, dass Kinder und Einkauf trocken von A nach B kommen. 

Um das Rad möglichst bald den Bürgerinnen und Bürgern zur Verfügung zu stellen, startet das Team Lasse einen Aufruf nach weiteren Spenden. Die Anschaffungskosten sind mit einer Spende der Sparkasse Münsterland Ost bereits gedeckt. Für Wartung, Versicherung und sonstige laufende Kosten werden noch Spenden gesucht. 

Außerdem braucht Lasses neue „Schwester“ noch einen Namen – wie schon bei Lasse ist wieder die Münsteraner Bürgerschaft aufgerufen, Namensvorschläge einzubringen. Spenden gerne direkt an den ADFC Kreisverband Münster (IBAN: DE72 4006 0560 0000 9007 02, Sparda-Bank Münster), mit Stichwort Lassefamilie. Namensvorschläge per Mail an lasse@lastenrad-ms.de, über die Social Media Kanäle oder www.lastenrad-ms.de 

Ich finde, es handelt sich um ein unterstützenswertes und nachahmbares Projekt! 

Kontakt und Informationen: 

Lasse – dein Lastenrad für Münster Projektteam 

Facebook: @LastenradMS 

Twitter: @Lasse_MS

(Foto: Lasse Projektteam)

Vom Glück auf zwei Rädern


#MdRzA: Eine halbe Stunde eher aufgestanden und eine halbe Stunde eher losgefahren – 100% Genuss! Ein guter Start in den Tag. Dank Powermüsli und drei Bechern Kaffee bin ich energiegeladen und die Beine sind schnell. Morgens ist Sport überhaupt am aller-allerbesten!

* Mein ist die Sonne, mein ist der Morgen! *

Die Stinkerkarre bleibt heute zuhause. Den Großteil der Strecke habe ich für mich alleine, wunderbare Stille. Keine Menschenmassen, Geräusche und abgestandene Luft wie in der Bahn – einfach herrlich. Dann dieser Blick der Frau, die im zweiten Stock arbeitet, als ich mein Rad in den vierten trage – einfach unbezahlbar! 😝

Überhaupt ist Radfahren herrlich. Zum Kopf-frei-kriegen und Stressabbau. Frust, Enttäuschung, Wut und andere blöde Gefühle lassen sich prima in die Pedalen treten. Im Wiegetritt bergan oder Intervalle fahren hilft im Extremfall enorm. Dann taucht man wieder aus dem Tunnel auf und die Wahrnehmung kehrt zurück: das sanfte Streicheln des Fahrtwindes auf der Haut, das Gezwitscher der Vögel und der Duft der blühenden Rapsfelder. Jetzt langsam wieder runterkommen, das Tempo rausnehmen und den Puls zur Ruhe kommen lassen. Der Tag ist gerettet! Am besten geht das auf verkehrsarmen Strecken ohne Auto- und Radfahrerrummel. Wie im Staatsforst. Da ist momentan meine Lieblingsrunde. 🌳🌲🚴🏼🌲🌳

Über die Sinnhaftigkeit von Radstreifen


Gemeint sind damit Schutzstreifen für Radfahrer, die durch Markierungen auf den Straßen vom Autoverkehr abgetrennt sind. Diese Art von Infrastruktur für Radfahrer ist günstig und liegt daher im Trend. Ist das sinnvoll? Bieten die Fahrradstreifen genügend Schutz?

Das sollte eine Studie in mehreren Bundesländern klären. Irgendwie ist dieser Arbeitsauftrag in den Mühlen der Bürokratie verschollen. Aber nun kommt’s: Jetzt soll auch noch Geld dafür aufgewendet werden, um die Streifen zu eleminieren und den vorherigen Zustand wieder herzustellen! Da leben wir doch wirklich in einer verrückten Welt! (Siehe dazu den Artikel in der ZEIT)

Als den großen Bringer empfinde ich die Schutzstreifen nicht wirklich. In der Stadt oft von Falschparkern missbraucht und oft genug direkt in der „Doorzone“ der korrekt Parkenden. Mitunter enden die Streifen auch abrupt ohne Vorwarnung. Auf Landstraßen hat man die direkte Nachbarschaft zum schnellfahrenden Verkehr. Kein schützender Grünstreifen, die Autos und oft genug LKW fahren direkt nebenan und überholen leider auch oft äußerst knapp. Da ist es auf einem baulich getrennten Radweg schon entspannter – besonders, wenn man mit Kindern unterwegs ist. Das sich eher ungeübte Radfahrer von den Schutzstreifen abgeschreckt fühlen, leuchtet mir auch ein.

Andererseits gibt es wirklich genügend Landstraßen, wo rein gar nichts ist! Ein Beispiel ist der Neu-Bergedorfer Damm in Worpswede, vor einigen Jahren völlig saniert, aber leider hat man nicht an die Bewohner der Straße gedacht. Wer dort zu Fuß oder mit dem Rad zum Nachbarn möchte, muss höllisch aufpassen. Es gibt zwar ein Tempolimit von 70 km/h, aber die Straße ist neu, gerade und übersichtlich, also wird dort oft schneller gefahren. Und auch ein Auto, was einen mit 70 km/h überholt und nicht auf die andere Fahrbahnseite wechselt, erzeugt einen ziemlichen Sog. * Nur Fliegen ist schöner! *

In Schleswig-Holstein kämpfen die Einwohner mehrerer Dörfer um einen Verbindungsradweg. Die Landesregierung in Kiel hat nicht genügend Mittel dafür und befürchtet, dass sonst andere Gemeinde auch einen Radweg fordern. (Ein Beispiel im Film „Der Fahrradkrieg„, welcher trotz des eher reißerischen Titels echt empfehlenswert ist!)

Für diese Fälle ist meiner Meinung nach ein Schutzstreifen immer noch besser, als gar kein Radweg. Die Aufwendungen für die Markierungsarbeiten sollten sich im Rahmen halten. Bei der Planung neuer Straßen wäre es wichtig, gleich einen guten Radweg einzuplanen und keine Notlösung!

(Foto: Der Tagesspiegel – Christof Seifert)