Abschied… Omnium#3

Montag… der Bremer Sommer ist anscheinend vorbei und ich gebe das Lastenrad zurück. Schade, ich hatte mich schon richtig dran gewöhnt. 

Heute früh hatte ich allerdings das erste Mal mit etwas Wind zu tun. Und da ist so ein Cargobike schon anfälliger, da ja die Fläche, die sich dem Wind entgegenstellt, erheblich größer ist. Hier konnte ich die geniale Schaltung endlich so richtig nutzen. Beim Fahren im Wiegetritt schwankt das Rad ganz schön, aber im Alltagsgebrauch wird so wohl eher nicht gefahren.

Und: Bei Wind empfiehlt es sich, keine offene Kiste zu nehmen, bzw. leichtere Sachen etwas abzudecken oder zu befestigen. 

Wohnen auf dem Lande hat auch Vorteile, einer liegt darin, dass genügend Platz zur Verfügung steht. So ein Lastenrad benötigt natürlich eine größere Stellfläche als ein Standardrad. Aber immer noch erheblich weniger als jedes Auto. In unserem Carport stand es recht verloren herum. Das Omnium läßt sich aber platzsparend auch hochkant aufstellen. 

Das Omnium Cargobike hat ein Top-Fahrverhalten, es liegt gut auf der Straße und steckt auch Kopfsteinpflaster und Schotterstrecken ganz gut weg. Sandwege sollte man lieber meiden, da fährt es sich nicht schön. Für Langstrecke (20+ km) ist es gut geeignet. Ich könnte mir sogar vorstellen, damit eine mehrtägige Radtour zu machen. Zelt und Gepäck bekommt man prima mit. 

Technik-Gedöns:

  • Schaltung: SRAM X5 10 Gang mit 11-36 (!) Kassette
  • Kettenblatt: 130 Durchmesser 42 Zähne
  • Avid Scheibenbremsen
  • Gewicht: ca. 17kg

Fazit: tolles Rad! Das Fahren an sich hat soviel Laune gemacht, dass die Transportmöglichkeit ein angenehmer Nebeneffekt ist. Bock auf Bike! Dazu kommt der kommunikative Aspekt, ich fiel mit dem für den ländlichen Bereich ungewöhnlichen Gefährt auf und wurde oft angesprochen. Als Radfahrende kommt man wesentlich leichter in Kontakt mit anderen Menschen als Autofahrende in ihren Einzelzellen.

Um zu erreichen, dass Leute vom Auto aufs Rad umsteigen, braucht es mehrere Gründe: aus Vernunft (CO2-Fußabdruck); wenn die Nutzung praktischer und schneller (Parkplatzsuche, Stau) ist; aus Kostengründen (sowohl die Anschaffung, Nutzung als auch Ersatzteile, Wartung und Werkstattkosten sind günstiger, keine Steuer, nur geringe Versicherungskosten) und nicht zuletzt die Emotionen. Wenn das Fahren keinen Spaß macht, wird im Zweifelsfall doch eher das Auto genommen. 

Demnächst geht der Lastenradtest in die zweite Runde, voraussichtlich mit dem Bullitt. Mein Test wird freundlicherweise unterstützt von Sønsteby’s.

Omnium #2

Samstag – der Tag, an dem der Wocheneinkauf erledigt wird – Großkampftag also. So wirklich toll finde ich die Einkaufsarie ja nicht. Mal sehen, ob es mit dem Lastenrad etwas mehr Spaß macht.

Die Schaltung ist butterweich – schwupps schnell nach Worpswede geradelt. Auf der großen Plattform habe ich eine Klappkiste befestigt und meine große Radtasche ist auch dabei. Da ich die Sachen nicht wegschließen kann, muss ich mir vorher überlegen, in welcher Reihenfolge ich die Geschäfte anfahre: Zuerst Apotheke und Drogeriemarkt, dort kaufe ich nur Kleinigkeiten,  die passen in die Radtasche. Danach Supermarkt, hier sind es schon ein paar Sachen mehr, aber die Radtasche ist groß genug. Ganz zum Schluss für die restlichen Dinge zum Discounter. 

Auf dem Weg nach Hause noch kurz Eier geholt, die mag ich nicht mehr im Laden kaufen und hole sie lieber da, wo die Hühner noch im Garten laufen dürfen.

Hat alles prima geklappt. Nur Küchenrolle und Klopapier habe ich vergessen,  da ich unterwegs meinen Einkaufszettel verbummelt habe. Das hätte ich aber ohne Probleme noch verstauen können. 

Fazit: Etwas mehr Überlegung bei der Einkaufsplanung nötig, dafür aber ein sehr großer Spaßfaktor! Überraschte Blicke gab es viele und auch ein paar wohlmeinende Kommentare. Die Worpsweder Radwege sind leider ziemlich schmal; bei Begegnungen mit Fußgängern und anderen Radfahrern ist da Stress vorprogrammiert. Überbreite hat das Rad jedoch nicht, der breiteste Teil ist der Lenker. Trotzdem bin lieber auf der Straße gefahren.

Der Lastenradtest wird freundlicherweise unterstützt von Sønsteby’s

Omnium #1

wp-image-1023255948jpg.jpeg

Heute ist es soweit, der Praxistest fürs Lastenrad geht in die erste Runde! Radläden haben so etwas anheimelndes. Orte zum Wohlfühlen, wo es tolle Sachen gibt und man nette Menschen trifft, die das gleiche Hobby teilen und mit denen man sofort ein Gesprächsthema findet. Sønsteby’s macht da keine Ausnahme. Sie unterstützen meine Bestrebungen, Interesse für nachhaltige Mobilität auf dem Lande zu wecken und ich darf verschiedene Cargobikes dem Praxistest unterziehen. Dafür schon einmal ein herzliches Dankeschön!

Bei schönsten Sommerwetter kann ich das Rad abholen. Die Ausfahrt mit den Rennradfreunden entfällt heute mal, ich glaube nicht, dass ich mit dem Lastenrad den Schnitt mithalten kann. Obwohl es ja ein sportliches Modell mit niedrigem Gewicht und steifem Rahmen ist. Für ein Rennen würde ich es auf jeden Fall mit einem Rennlenker und Klickpedalen pimpen… Halt stop, da gehen schon wieder die Pferde mit mir durch! Noch mal zurück auf Anfang.

Vor mir liegen knapp 25 km bis nach Hause, mit nur geringer Zulassung (ein Massenger-Bag). Eine angenehme Fahrt, mit Samba Wetter in Bremen und überall nur fröhliche,  gut gelaunte Menschen. Radfahren ist einfach kommunikativ.  Man kommt viel leichter mit anderen Leuten ins Gespräch als in einer motorisierten Einzelzelle!

Und morgen geht’s dann auf zum Wocheneinkauf!

Meine Lastenradoffensive

Fast alle Automobile sind nicht „mobil“, sondern stehen die meiste Zeit herum und beanspruchen Platz, den man auch anders nutzen könnte. Die Auslastung ist größer, umso mehr Personen sich ein Auto teilen.

Um das ganze umweltfreundlicher (für das Klima) und gesünder (für uns Menschen, die dann nicht mehr soviele Abgase einatmen müssen) zu gestalten, sind Elektroautos, sofern der dafür benötigte Strom aus regenativen Quellen gewonnen wird, ideal. Wenn man beides miteinander koppelt, landet man beim e-Carsharing.

Noch umweltfreundlicher ist die Nutzung eines Fahrrades. Leider ist hier die Transportkapazität begrenzt. Abhilfe schafft da ein Lastenrad. Um nicht immer nur im Konjunktiv darüber zu schreiben, bin ich zu Sønsteby’s nach Bremen gefahren und habe mir dort verschiedene Lastenräder angesehen.

Es gibt viele verschiedene Modelle; das klassische Bäckerrad, Dreiräder (wahlweise mit zwei Rädern vorne oder hinten) oder diverse Aufbauten mit Kisten oder Plattformen. Vorher sollte man sich also überlegen, für welchen Zweck man das Rad benötigt, ob hauptsächlich Kinder oder Einkäufe transportiert werden sollen. Man kann sich entscheiden zwischen der aufrechten Sitzposition eines Hollandrades (beim bakfiets) oder der eines Trekkingrades (Bullit). Wer mich kennt, den wundert es nicht, dass ich mich spontan für etwas sportlicheres entschieden habe (Omnium). Auch der Platzbedarf zum Abstellen unterscheidet sich erheblich. Aber damit habe ich im ländlichen Wohnbereich erfreulicherweise kein Problem!

Für einen ersten Eindruck bin ich mit dem Bullit und dem Omnium einmal um den Block gefahren. Aber das reicht mir natürlich nicht. Ich werde das Rad am kommenden Wochenende im Praxisbetrieb testen, da freue ich mich jetzt schon drauf! Dann gibt es Antworten auf Fragen wie z.B. ob das nur etwas für Fahrradkuriere ist oder auch für den Familienwochenendeinkauf taugt. Und wie der ohne abschließbaren Kofferraum funktioniert.

Lastenräder sind schwer im Trend, von Spiegel bis Bildzeitung, alle berichten darüber. Nur Stationen, die Cargobikesharing anbieten, gibt es leider noch zu wenig.

Ländlich mobil…

Nachhaltig auf dem Lande unterwegs zu sein ist schwierig, vor allem, wenn es nicht nur um eine Person geht, die von A nach B möchte (möglichst ohne Gepäck).

Ein großes Thema ist das Einkaufen, eine größere Menge Lebensmitteln (von Getränken ganz zu schweigen) auf dem Rad zu transportieren heißt: Rucksack und Gepäcktaschen. Rückenschmerzen sind vorprogrammiert (ich sag dazu nur Bibliotheksbesuch…). Die Geschwindigkeit und gute Steuermöglichkeit des Rades nimmt proportional zur Gewichtszuladung leider ab. So ein Lastenrad wäre toll. Ich bin noch nie damit gefahren und würde das gerne mal irgendwo testen. Die Anschaffungskosten sind leider hoch. Einen Standort, wo man so etwas leihen kann, gibt es in Grasberg und umzu leider nicht.

Daher finde ich den Vorschlag in die Förderung der Elektromobilität auch Räder einzubeziehen sehr gut! Hier sollte es vor allem darum gehen, die Räder zu fördern, die wirklich ein Auto ersetzen! Also E-Lastenräder und Pedelecs, die zum Pendeln eingesetzt werden. Mobilität von Senioren gehört für mich auch dazu, wenn sie sich nicht nur auf sonntägliche Ausflugstouren beschränkt.

Das andere große Thema ist der Transport von Kindern. Kleine Kinder fahren auch prima im Lastenrad mit. Es gibt spezielle Sitzsysteme, aber ich habe auch schon Leute mit umgebauten Autositzen gesehen. Bei den größeren Kids spielt leider das Mama-Taxi eine große Rolle. Dieses findet sich auch in der aktuellen Grasberger Studie über das „junge Leben im ländlichen Raum“ wieder. Die Angebotes des ÖPNV sind leider gering. Es gibt den Bürgerbus und wenn man Glück hat, Freunde und Freizeitangebote in Fahrradentfernung. Ich traue meinen Kindern eine Teilnahme am Straßenverkehr zu. Das stärkt das Selbstvertrauen, die Eigenständigkeit und das Verantwortungsbewusstsein.

Wenn Sie Pokemons jagen würden (was sie mangels Flatrate nicht tun), dann ließe ich sie das ebenfalls mit dem Fahrrad machen 😉