
Nachhaltigkeit betrifft auch das Thema Urlaub.
Beim Fahren mit dem Bullitt Lastenrad kam mir der Gedanke, dass dieses Rad auch gut für einen Fahrradurlaub geeignet wäre. Man kriegt auf alle Fälle jede Menge Gepäck mit und muss keinen Rucksack schleppen. Überhaupt würde ich gerne mal einen Fahrradurlaub machen. Mobilität nicht nur als Mittel zum Zweck, um irgendwohin zu kommen. Sondern nach dem Motto „Der Weg ist das Ziel“ durch die wunderschöne Landschaft radeln.
Mittlerweile gibt es deutschlandweit viele Radwanderwege. Ein Pedelec bräuchte ich nicht für diese Form von Tourismus, aber für alle, die sonst nicht so viel fahren, ist das eine tolle Alternative. Man kann weitere Strecken fahren, ohne sich total zu verausgaben. Radreisen kann man selbst organisieren oder auf bestehende Angebote zurückgreifen.
Nicole Gerdes von der Reisediele lebt nachhaltige Mobilität, sie fährt nicht nur privat ein Lastenrad, sondern besucht auch ihre Kunden damit zuhause. Ein paar Fragen an Nicole:
Was für ein Lastenrad fährst Du, wie lange schon und warum?
Ich fahre seit 2008 ein zweirädriges Lastenfahrrad, das in einer Berliner Fahrradwerkstatt gebaut wurde. Zu dem Zeitpunkt habe ich noch in Berlin gelebt. Das zweite Kind in einen Anhänger zu setzen war für mich im Berliner Stadtverkehr keine zufriedenstellende Alternative. Außerdem war es so einfacher, Einkäufe und Kinder gleichzeitig zu transportieren. Heute dient mir das Lastenfahrrad zusätzlich als Dienstwagen, um Kundentermine wahrzunehmen.
Was machst Du, wenn der Weg zu weit bzw. das Wetter zu schlecht ist, um zum Kundentermin zu kommen?
Dann fahre ich mit einem e-Auto des e-Carsharing Forums Tarmstedt.
Fühlst Du Dich mit nachhaltiger Mobilität auf dem Lande benachteiligt?
Ich möchte es gerne positiv formulieren, ich finde dafür, dass wir auf dem Land leben komme ich mit nachhaltiger Mobilität ziemlich weit.
Hey, dass ist ein guter Standpunkt! Trotzdem: Würdest Du lieber in der Stadt oder im „Speckgürtel“ wohnen / arbeiten?
Manchmal vermisse ich die Großstadt, dann fahre ich nach Möglichkeit für ein paar Tage Freundinnen besuchen und gelegentlich bin ich auch aus beruflichen Gründen einige Tage in der Stadt. Leben möcht ich dort nicht mehr. Ich liebe das Leben auf dem Land und bin mit meiner beruflichen Situation mehr als zufrieden.
Was fällt eigentlich noch alles unter „nachhaltigen Tourismus“ ausser Radreisen?
Als nachhaltigen Tourismus bezeichnen wir eine Tourismusentwicklung, die umweltverträglich, ökonomisch sinnvoll und ergiebig, sozialverträglich und kulturell angepasst ist. Das Forum Anders Reisen hat dazu einen ganzen Kriterienkatalog entwickelt, an dem sich Reiseveranstalter bezüglich der Nachhaltigkeit ihres Tourismusangebotes messen können. Ein sehr gutes Beispiel ist das folgende Spannungsfeld: Tourismus lebt von schönen Landschaften – Tourismus zerstört Landschaften. Wenn Tourismus dazu führt, schöne Landschaften zu erhalten, dann handelt es sich in ökologischer Hinsicht um nachhaltigen Tourismus, von dem auch nachfolgende Generationen profitieren können, sowohl als Reisende als auch als Bereiste. Es gibt inzwischen eine große Anzahl Reiseveranstalter, die sich auf nachhaltigen Tourismus spezialisiert haben. Diese bieten von Rad- und Wanderreisen über Familien auf Sardinien bis zur Fernreise inkl. Safari alles an, was das Herz begehrt, sofern eben die Verträglichkeitskriterien eingehalten werden.
Hat das Interesse an nachhaltigen Urlauben aus Deiner Sicht in den letzten Jahren zugenommen?
Das Interesse hat zugenommen, das Angebot an nachhaltigen Angeboten nimmt stetig zu. Die großen Reiseveranstalter haben Nachhaltigkeitsabteilungen, schreiben Nachhaltigkeitsberichte und lassen ihr Unternehmen von TourCert mit dem Corporate Social Responsibility Zertifikat auszeichnen. Auch auf der ITB haben Nachhaltigkeitsthemen inzwischen einen festen Platz.
Bieten sich mit nachhaltigen Angeboten auch Chancen für ländliche Kommunen?
Absolut, Touristen und Tagesausflügler fragen immer häufiger nach nachhaltigen Angeboten im Umland. Dies betrifft sowohl die sogenannten Best Ager als auch Familien mit Kindern. Pfiffige Ideen bieten den ländlichen Kommunen m.E. durchaus Möglichkeiten, die kommunale Wertschöpfung und die Zufriedenheit ihrer Bevölkerung zu erhöhen.
Mmmmh, das wäre doch eine Idee für Gemeinden abseits des „Künstlerdorfes“.