Das Dilemma mit dem Diesel

Gestern lief eine wirklich sehenswerte Reportage mit dem Namen „Das Märchen vom sauberen Auto“ im TV. Hier der Link zur Mediathek, wo der Film bis zum 27.04.2017 abspielbar ist. 

Wohl jeder Autofahrer kennt die Diskrepanz zwischen dem Verbrauch, der vom Hersteller angegeben wird und dem in der Realität. Man kann natürlich durch eine vorausschauende Fahrweise, Reduzierung des Ballastes im Kofferraum, dem richtigen Reifendruck etc. etwas Sprit sparen. Aber an die Angaben kommt man nicht dran, bei aller Liebe nicht! In dem Film wird auch ganz klar erklärt, warum nicht: Auf diesen Prüfstand kommt ein Auto, das gar nicht verkehrstauglich ist! Keine Seitenspiegel, Lüftungsschächte abgeklebt, kein Gepäck, kein Beifahrer, andere Reifen mit einem so geringen Rollwiderstand, das man damit wohl am nächsten Baum landen würde, Durchschnittstempo 33 km/h und und und. 

Um diesen Unterschied weiss aber irgendwie jeder. Was bislang (vor Dieselgate) eher unbekannt war, ist das es sich so realitätsfern auch mit den Abgasen verhält. Der Besitzer des hier getesteten Wagens, einer 3 Jahre alten B-Klasse, war ehrlich entsetzt und erschüttert. Er sagte abschließend, dass er nicht mehr ruhigen Gewissens mit seinem Wagen fahren mag.

Tja, und eben diese Gewissensfrage treibt mich auch umher. Der geneigte Blogleser weiß vermutlich, dass die Radheldin nicht nur mit Rad und ÖPNV unterwegs ist. Ich habe einen 13 Jahre alten Diesel, dessen Nutzung ich weitestgehend reduziert habe. Er steht weit mehr als die üblichen 23h am Tag. Meistens fahre ich nur morgens und nachmittags bis zur Endhaltestelle der Straßenbahn, bzw. wieder zurück. Dafür braucht man wirklich keinen Diesel! Das er dazu noch die Umwelt und Menschen mit tödlichen Stickoxiden belastet, ist umso schlimmer! Also ruhigen Gewissens kann ich den schon lange nicht mehr fahren, nur so ganz ohne Auto auf dem Lande ist schwierig. Die Carsharingfahrzeuge stehen für den täglichen Arbeitsweg zu weit weg bzw. auch noch in der verkehrten Richtung. 

Ich brauche also ein Fahrzeug für kurze Strecken. Da bin ich mit einem kleinen Benziner allemal besser bedient. Ein Elektroauto ist zwar ein Traumwagen, bleibt aber z. Zt. noch ein Traum. Wenn ich mir etwas Neues zulege, ist allerdings die Frage „wohin mit dem Diesel“? Zum Verschrotten ist er zu schade. Also werde ich ihn verkaufen. Das heißt aber auch, dass er weiterhin durch die Gegend fährt und die Umwelt verpestet! Eventuell wird er auch von jemanden gekauft, der viel mehr damit fährt, als ich es tue. Höchstwahrscheinlich sogar… Da habe ich zwar für meine Person ein reines Gewissen, aber irgendwie auch doch wieder nicht. Der einzige Trost könnte sein, dass damit ein noch älteres Fahrzeug stillgelegt wird.

Für Leute, die in der gleichen Lage wie ich sind, denen die Umwelt am Herzen liegt und die gerne auf Elektromobilität umsteigen wollen, es momentan aber noch nicht können, wäre eine Diesel-Abwrackprämie eine gute Lösung. Damit würden zügig viele Dieselfahrzeuge von der Straße kommen. 

7 Gedanken zu “Das Dilemma mit dem Diesel

  1. Gut geschrieben – schon 3 Monate alt und immernoch aktuell.
    Ich möchte Anregungen geben – vereinzelt spiegelt das auch meine Meinung wider.
    Du fährst einen 13 Jahre alten Diesel ca. 1h am Tag, um zur Bahn zu kommen? Sonst nutzt du ÖPNV und dein Rad? –> Die neueren Diesel produzieren durch die Common Rail Technik mehr Feinstaub, die alten eher Ruß. NOx geben alle ab. Dein Fahrzeug läuft, wurde gebaut und ist gut in Schuß. Ein neues Fahrzeug braucht für Herstellung und Transport ebenso Ressourcen, dein alter Diesel würde verkauft werden und wäre dann wahrscheinlich wie du schreibst, öfter unterwegs. Es würde also nix dagegen sprechen, weiterzufahren.
    Die Carsharingfahrzeuge – zumindest die Kombis und Transporter sind doch sicherlich auch Diesel. Selbst wenn die in deiner Nähe stehen würden – wäre der Unterschied lediglich, man bräuchte länger und die „neueren“ haben alle die Common Rail Technik. Es würde also auch hier nix dagegen sprechen, deinen Diesel weiterzufahren.
    Auch wir fahren Diesel und haben uns bewusst dafür entschieden.
    1. Große Autos für viele Personen sind schwer, der Diesel ist in Sachen Leistung und Wirtschaftlichkeit an dieser Stelle für uns die bessere Wahl.
    2. Dasselbe Fahrzeug mit vergleichbarem Benzinmotor verbraucht anstelle realer 9,0l Diesel ca. 13,2L Super auf 100km.
    3. Für die bisher zurückgelegten Strecken würde das bedeuten:
    – 1.974 Liter mehr Kraftstoffverbrauch
    – 3.700 Kilogramm mehr ausgestoßenes CO2
    Wir verfolgen einen ähnlichen Ansatz wie auch du, so oft es geht, das Fahrzeug stehen lassen. Deshalb sind wir Erwachsenen mit den Pedelecs und die Kinder mit ihren leichten MTBs unterwegs, auch wenn die Anschaffung schmerzlich ins Geld ging.
    https://pedelecmonitor.wordpress.com/2017/07/14/die-teure-aber-gesunde-mobilitaet/
    Nebenbei, NOx ensteht in quasi jeder Feuerungsanlage, Heizungen und auch bei Benzinmotoren. Die Heizungen laufen meist 4-6 Monate im Jahr, kann man da noch beruhigt heizen? Wie wäre es mit einer Elektroheizung? Die ist doch (lokal) Emissionsfrei?

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    1. Danke für den Beitrag. Mittlerweile ist einiges passiert und ich habe das Fahrzeug gewechselt. Kein Kombi mehr, sondern ein Kleinwagen. Zwar leider kein Elektroauto, dass lag nicht drin. Also ein Benziner, der für mich z.Zt. einen guten Kompromiss darstellt. Deine Anschaffung von Pedelecs und MTBs für die Kids finde ich super!
      LG Christiane

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