Die 24h von Nortorf – läuft bei mir!

 

Ich fahr ’ne Runde, und dann noch eine, und dann noch eine… und immer so weiter (frei nach Sven Regener)!

Die 24 Stunden von Nortorf – hört sich ja schon mal geil an. Bei der groben Planung der Events an denen Mitglieder des BBC Teams teilnehmen wollten, fand ich das spannend. Rad am Ring war mir ’ne Nummer zu heftig und Nortorf klang richtig gut zum Üben. Der Termin war ja auch noch lange hin.

Doch die Zeit vergeht schnell, das Datum kam nah und näher. So richtig fit fühlte ich mich noch nicht. Dann hatte mein Quantec auch noch einen Schaden und so musste ich C14 (vielleicht sollte ich meinen Räder auch Namen geben?! – Vorschläge bitte…) mitnehmen. So viel gefahren war ich damit bisher nicht, weil ich mich noch nicht so richtig darauf wohlfühlte. Aber gut, irgendwomit muss ich ja fahren. Dann muss sich der Körper halt an die Gegebenheiten anpassen! Sport findet ja nicht immer nur im Wohlfühlbereich statt, man sollte schon bereit sein, an seine Grenzen und darüber zu gehen.

Der Tag war da, Radklamotten, Rad und diverses Kleinmaterial eingepackt. Auf der Autobahn landeten wir gleich im dicksten Reiseverkehr. Na toll! Ziemlich abgespannt kamen wir endlich an. Nur gut, das die anderen zwei Wagen des Teams schon da waren und sich um einen Raum in der Schule Nortorf gekümmert hatten. Ein Fahrerlager mit Luftmatratzen (von Kingsize Größe bis Minimalistenausgabe), Schlafsäcken, Wäschetrocknern, Materialkästen und Fahrrädern entstand.

Um 10 Uhr morgens war Start; dann konnte man 24 Stunden lang fahren, so oft man konnte bzw. wollte. Runde 1 ging schon gut los! Nach ca. 5 km hatte Katja einen Plattfuß. Kurz danach eine festgeklemmte Kette und zum Schluss noch eine kaputte Speiche bei Tim. Das kostete Zeit & Nerven. Mittlerweile war von den anderen Fahrern nichts mehr zu sehen. Zum Glück ging es nicht so weiter. Da die anvisierten Ziele, Fahrstrategien, Müdigkeit etc. doch recht unterschiedlich waren, fanden sich immer wieder neue Gruppenkonstellationen. Ich habe mich hauptsächlich um Ausdauer bemüht, eine Runde fahren, kurze Pause, zweite Runde fahren, längere Pause war für mich eine gute Aufteilung. Um die Runden zu schaffen, war ich auch bereit nachts zu fahren.

(Foto: RSG Mittelpunkt)

Man glaubt es kaum, aber auch in Schleswig-Holstein gibt es Anstiege. Der eine hatte es auch ziemlich in sich, wenn man kein trainierter Bergfahrer ist. Aber je öfter man ihn fährt, desto besser wird man. Was habe ich diesen Hügel beschimpft! Langsam hoch ging gar nicht. Aber ich habe es doch jedes Mal irgendwie geschafft. Dafür war die anschließende Abfahrt top und die Kurven (wenn kein Gegenverkehr kam) schön zu nehmen! Das entschädigte auch jedes Mal dafür. Als „Bergziege“ würde ich mich trotzdem nicht bezeichnen.

Runde 5 startete ich solo, der Nieselregen ging dann leider in beständigen Landregen über, der mich völlig durchnässte. Jetzt reichte erst einmal. In unserem Hauptquartier hingen überall nasse Klamotten. Didis Schuhtrockner (was es nicht alles gibt…!) lief auf Hochtouren.

Nachts im Dunkeln zu fahren ist ebenfalls ein Erlebnis. Ich hatte das bisher nur einmal gemacht, um meine B+M Ixon IQ 80 zu testen. Aus dem Non-Food Angebot eines Kaffeerösters habe ich eine Stirnlampe (gekauft zum Laufen). Ich wollte ungern die Bänder kaputtschneiden, aber Rolf fand eine Möglichkeit, wie ich sie mit Kabelbindern an meinen Helm befestigen konnte. Einige der Fahrer hatten ihre Räder lichtmäßig ziemlich aufgepimpt, aber an unseren Mischél kam keiner ran!

Wenn man die Runden sooft fährt, kennt man sie irgendwann auswendig. Den toten Iltis am Straßenrand in Gnutz, das Hinweisschild Heuhotel vor dem Anstieg in Heinkenbostel, das Ortsausgangsschild von Bargstedt mit dem Hinweis „Nortorf 8km“. Die Gefahrenstelle in Heinkenbostel, wenn man wegen des Kopfsteinpflasters auf den Radweg wechselt (Bordsteinkante!), hatten wir schon beim Abfahren der Strecke vor dem Start in Augenschein genommen. Ich hatte Glück, nachts mit komplett wegen Nebels beschlagener Brille habe ich die Stelle im Blindflug getroffen. Und die schlechte Strecke auf dem letzten Teilstück ab Bargstedt habe ich bewusst auch erst auf unserer letzten Runde wahrgenommen. Hier bin ich in der Dunkelheit so einigen Längsrillen und Schlaglöchern entronnen. Ich muss dazu sagen, dass ich die ersten Runden im Tageslicht dort lieber auf dem Radweg gefahren bin. So etwas ist zwar selten, aber dessen Zustand ist besser als jener der Straße! Nach einigen Berichten über Platte auf dem Radweg und dem immer heftigeren Schneckenalarm bin ich dann auch auf die Straße gewechselt.

Nachts fahren ist ungewohnt, aber okay. Nachts fahren mit Regen ist doof. Nachts fahren mit Nebel ist absolut ätzend! Es ist eklig nasskalt, aber noch schlimmer finde ich, dass man als Brillenträger absolut nichts sieht! Ich bin ja leider auf eine Brille angewiesen und trage nicht nur eine Radfahrerbrille wegen der Viecher und weil es chic aussieht. Der Vorteil des Nachtfahren ist, dass man weniger von bekloppten Autofahrern belästigt wird. Da war alles dunkel und die Bürgersteige hochgeklappt. Halt stop, mitten in der Nacht waren einige Pokemonjäger mit ihren Handys unterwegs. Aber die waren auf dem Fußweg.

Als einige von uns gegen 6.40 Uhr zum vorletzten Mal starten wollten, fragte ich, ob es noch nebelig wäre – Antwort ja. Dann sagte jemand, es wäre zur Zeit noch kein Kaffee da, da war für mich klar, diese Runde fahre ich nicht mit. Kalt und nass ist das eine, aber ohne Kaffee geht gar nicht. Ansonsten habe ich einen leichten Schlaf und wenn jemand in oder aus dem Raum ging, war ich wach. Dann gab es nur einen Gedanken: Ich bin wach, also fahre ich ’ne Runde.

Ansonsten war die Verpflegung des Events wirklich grandios! Ich hatte schon im Vorfeld viel darüber gehört. Nur zum Essen wollte ich eigentlich nicht dorthin. Aber es gab wirklich ALLES! Belegte Brötchen, Pasta, in der Nacht Suppe, Müsli, Kuchen, Pudding, Obst, Frikadellen, Heringe, Schokoriegel, Kaffee, Cola, Isogetränke und und und…! Nicht nur das Essen, auch die ganze Veranstaltung war spitzenmäßig organisiert. Es gibt eine Notfallnummer, ein Werkstattwagen fährt die ganze Zeit auf der Strecke und eine Fahrradwerkstatt gab es auch. Die Mitglieder und Helfer vom RSG Mittelpunkt haben hier viele hundert Arbeitsstunden geleistet, sonst wäre so etwas gar nicht möglich, bzw. das Startgeld müsste erheblich höher sein. Noch einmal DANKE von dieser Stelle aus!

Ja und die allerletzte Runde, die wir um 8 Uhr in Angriff nahmen, fand dann doch wirklich im Sonnenschein statt! Alle waren kaputt, aber glücklich! Ich habe mein Ziel, 11 Runden (=308km) zu fahren erreicht. Die Rückfahrt war unspektakulär. Das Umschalten vom Radfahrmodus zurück in den Alltag hat zumindest bei mir etwas gedauert.

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