Abgesang auf die Saison


Liebe Leute, es ist Herbst geworden… kalt, nass und früh dunkel. Es kostet Überwindung nach draußen zu gehen. Meine Räder stehen traurig im Schlafzimmer und sehnen sich nach Auslauf. Ich selbst bin innerlich unruhig; mein seelischer und körperlicher Ausgleich fehlt mir.

7.300 Rennrad km habe ich in diesem Jahr in den Beinen. Mein Ziel waren und sind die 8.000. Der Crosser hat neue Schuhe bekommen, bisher war ich einmal auf dem Weyerberg zum Ancrossen. Ob das wirklich was für mich ist, wird sich noch zeigen. Aber ich möchte meine mühsam aufgebaute Kondition *lach* nicht wieder verlieren. Den Dazugewinn des ein oder anderen Kilogrammes sehe ich ebenfalls nicht als erstrebenswert an. Sport machen ist leichter als Essensverzicht! Ich werde wohl parallel dazu wieder meine Laufschuhe schnüren müssen.

Viele schöne Ausfahrten liegen hinter mir. Fahrten in größeren und kleineren Gruppen, altbekannte Touren (Wilstedt…) und neue Wege. Die ersten RTF-Erfahrungen. 24 Stunden Radmarathon in Nortorf. Die 100km Cyclassics mitsamt Köhlbrandbrücke. Die asthmatischen Anfälle dabei, die ich mittlerweile so einigermaßen in den Griff bekommen habe.

Ich suche immer noch nach einem anderen Rahmen für den Renner (falls jemand einen 54er übrig hat, oder jemanden kennt…). Geplant für 2017 sind noch keine festen Termine. Nortorf würde ich gern noch einmal fahren, weiß aber nicht, ob ich das terminlich hinbekomme. Rad am Ring ist ebenfalls eine Herausforderung, die ich nur nach ausgiebigem Training am Berg annehmen würde. Für die Vätternrunde muss ich Glück bei der Startplatzverlosung haben. Eine Mallorcawoche oder die Transalp werden wohl weiterhin Zukunftsträume bleiben… Aber was wäre ein Leben ohne Träume?!

Butterkuchen!

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Es mag ja Leute geben, die auch am Sonntag gern im Morgengrauen aufstehen. Das tue ich allerdings schon an allen anderen Tagen in der Woche, so dass ich mit dem Vorschlag, dass sich die BBCler um 8 Uhr in Syke-Barrien treffen und dann gemeinsam an den Start gehen, sehr einverstanden war.

Organisation ist alles, wir brauchten auf niemanden zu warten, denn Bumfiedel hatte rechtzeitig abgesagt.
Der großen Gruppe mit den schönen rot-weissen Trikots (nein, nicht schwarz und nur ein kleines Hähnchen auf dem linken Ärmel… manche Assoziationen lassen tief blicken!) schlossen sich noch ein paar andere Fahrer an. Das Tempo war über die ganze RTF homogen. Leute, mit Euch in der Gruppe fahren, lief heute echt super!

Regelmäßig alle 30 km kamen die Verpflegungsstationen mit dem berühmten Butterkuchen, den ich auch endlich testen wollte. Mmmh, wirklich lecker! Allerdings können nicht alle Fahrer ohne Stop an den Stationen vorbei gefahren sein, denn bei der dritten gab es keinen Butterkuchen mehr! Und das, obwohl der RSV Barrien vorsorglich für die Horden ausgehungerter Radler 16 Quadratmeter (!) bereitgestellt hatte. 

Nun gut, wer keinen Riegel dabei hatte und/oder keine Banane wollte, konnte sich zumindest mit der Vorfreude auf die Bratwurst am Ziel trösten. Die vegetarische Variante war dann auch wieder Kuchen. Nach der obligatorische Panne und einem Schlusssprint hatten wir dann die 114 km geschafft. Für diejenigen BBCs, die neulich die Mecklenburger Seenrunde mit 300 km gefahren sind, war das nur zum Aufwärmen. Mir hat das Gruppenfahren heute so richtig Spaß gemacht! In der Konstellation und mit dem Tempo hätten es auch ein paar km mehr sein können.

Meine erste RTF

  

Rückschläge und Niederlagen sind dazu da, um aus ihnen zu lernen. Erste Erkenntnis: eine RTF ist keine „RadTourenFahrt“, sondern ein Rennen. Ich bin mit völlig falschen Voraussetzungen dahin gegangen. Für die Teilnahme an den Cyclassics im letzten Jahr habe ich eine ganze Saison lang trainiert. Gestern bin ich noch nicht einmal früh ins Bett gegangen. 

Klar, dass einzige, was wirklich Schaden genommen hat, war mein Selbstwertgefühl, welches sich meiner Kondition annähern musste… Die ungefähr einem nassen Handtuch, was drei Wochen in einer Sporttasche vergessen wurde, entspricht. Aber abhängen lassen wollte ich mich auch nicht. Also durchhalten und die Zähne zusammenbeissen. 50 km am Limit. 

Nach der Pause gab es andere Gruppenkonstellationen und das Tempo wurde etwas rausgenommen. Auf den letzten 30 km habe ich sogar etwas von der Landschaft gesehen und nicht nur den Fokus auf Asphalt, Hinterrad und Beine des Vordermannes gehabt. Über die Gesamtstrecke war das immer noch einen Schnitt von 31.

Meine Kohlenhydratspeicher waren völlig leer. Der Delmenhorster Radsportverein hat allerdings für eine Top-Verpflegung gesorgt: Honigkuchen, selbstgebackenes Brot und Schokohörnchen zwischendurch und am Ziel oberleckeren Kuchen und gekühltes alkfreies Hefebier. Ich werde mich dann wohl noch einmal bei der „Butterkuchen-RTF“ versuchen. Vielleicht mit etwas gemäßigterem Tempo, aber jetzt weiss ich wenigstens, was mich erwartet:

Ein Rennen ohne Zeitnahme, ohne Medaillen oder Urkunden, aber trotzdem ein Rennen. Das Erlebnis heute verbuche ich dann mal als superintensive Trainingseinheit. Vielleicht macht mich ja wenigstens das zu einer besseren Radfahrerin.

Foto: Radsportverein Urania Delmenhorst