Fußgänger first!

Es gibt Autofahrer. Und Radfahrer. Dazu noch diverse andere: Nutzer der öffentlichen Verkehrsmittel – egal ob Nah- oder Fernverkehr: Straßenbahn, Bus und U-Bahn; Motorrad-, Moped- oder Mofafahrer. Aber egal, welches Verkehrsmittel gewählt wird und ob man mehrere verschiedene nutzt: Zuallererst ist JEDER Verkehrsteilnehmer ein Fußgänger. Und wenn es nur für die Distanz zwischen Haustür und Garage ist..

Krieg auf den Straßen

Ich finde die ständigen Konflikte zwischen den verschiedenen Gruppen von Verkehrsteilnehmern furchtbar! Autofahrer hacken auf Radfahrern herum, bedrängen und gefährden diese. Wenn auf einer Straße neue Infrastruktur für Radler eingerichtet wird und der Platz dafür den Autos weggenommen wird, ist das Geschrei groß. Wer sich benachteiligt fühlt, wird gerne mal zum Jäger. 😡 Radler sind dem Autoverkehr körperlich unterlegen, machen dies durch Wendigkeit und manchmal durch individuelle Auslegung der Verkehrsregeln wett. Die einzigen, die von allen Seiten bedrängt werden und diesen Druck nicht weitergeben können, sind die Fußgänger. Gegenseitige Rücksichtnahme ist eine tolle Sache! Nicht nur im Straßenverkehr.

Infrastruktur

Für den Straßenbau wird viel Geld verwendet. Mehr Straßen bringen immer mehr Autos hervor. Die Infrastruktur für Radler ist an vielen Orten verbesserungswürdig. Ein auf die Straße gemalter Radfahrerschutzstreifen ist kostengünstig, aber für ungeübte Radfahrer wirkt er eher abschreckend. Da gibt es wesentlich bessere Lösungen. Man benötigt Platz zur räumlichen Trennung und Geld. Beides mag ein Hinderungsgrund sein. Auf schmalen, unbeleuchteten Fußwegen mag niemand gerne gehen. Man fühlt sich unsicher und wird eher zur Nutzung des Autos animiert. Fußgängerampeln mit einer Taktung, die Joggertempo entspricht, setzen alte Menschen, Kinder oder Gehbeeinträchtigte unnötig unter Druck.

Wir brauchen eine Lobby für Fußgänger!

Die Autolobby ist stark in Deutschland. Radfahrer haben auch Verbände und Menschen, die sich für Ihre Interessen einsetzen. Nur Fußgänger haben keine Lobby. Warum eigentlich nicht?!

Celina Bostic singt: ‚Die Bahn ist überfüllt / Das Auto steckt im Stau / Dein Fahrrad hat ‘n Platten / Der Busfahrer ist schlecht drauf / Oh oh / Geh doch einfach zu Fuß

Für ein faires Miteinander!

Mein Teamkollege Bernd hat mir gestern von der Aktion mit den Plakaten erzählt und heute wird auch in der Wümme-Zeitung darüber berichtet. Mich regt es auf, dauernd etwas über Kampfradler lesen zu müssen. Allein das Wort finde ich schon furchtbar! Für mehr Radverkehr und dafür geeignete Bedingungen (Infrastruktur) zu kämpfen ist richtig. Dann bin ich gerne eine Kampfradlerin. Wenn dieser Begriff allerdings für jemanden gebraucht wird, der sich rüpelhaft verhält, schwächere Verkehrsteilnehmer erschreckt, zur Seite drängt und sich an keine Regeln hält, dann natürlich nicht. Diese verschärfte Debatte löst keine Probleme mit der Infrastruktur. Und einige wenige bringen alle anderen in Misskredit! Warum gelten im Straßenverkehr die normal üblichen Formen der Höflichkeit nicht mehr? Klar, niemand ist fehlerfrei und passt immer auf. Aber mir geht es hier um Grundsätzliches.

Der Blocklander Deich ist kein Radschnellweg, sondern eine Anwohnerstraße. Dazu gehört der Anlieferverkehr der Gastronomie, die Fahrzeuge der landwirtschaftlichen Betriebe, sowie Ausflügler, die zu den Gaststätten fahren, Spaziergänger und Sportler (Läufer, Skater und AUCH Radsportler!). Es handelt sich also um einen shared space, der von vielen verschiedenen Parteien genutzt wird, die aufeinander Rücksicht nehmen müssen.
Ich habe selbst schön genügend unschöne Erlebnisse im Straßenverkehr gehabt, egal ob als Alltagsradlerin oder Radsportlerin. Trotzdem versuche ich , mich an die Regeln zu halten.

Wenn ich als Radfahrer von Autofahrern schlecht behandelt werde, gibt mir das kein Recht, mich gegenüber Fußgängern und langsameren Radlern ebenso zu verhalten! Niemand wird gerne knapp überholt, auch Spaziergänger nicht, die sich vielleicht gerade unterhalten und nicht so auf den Verkehr achten. Ich mag im Blockland schon gar nicht mehr fahren, vor allem bei gutem Wetter nicht, wenn dort wieder viel Betrieb ist. In Zweierreihe mit 35 auf dem Deich, dass muss doch nicht sein! Bei manchen geht anscheinend das Testosteron durch, sobald sie auf einem Sattel sitzen. Heil ankommen ist wichtiger als ein guter Schnitt. 

Wo wenig Platz ist gilt, dass alle aufeinander Rücksicht nehmen müssen. Nicht nur auf dem Blocklander Deich, sondern auch im restlichen Leben! Das Maß an Rücksichtnahme, das ich für mich einfordere, muss ich auch anderen zugestehen. Punkt.