Liebe Radler, gebt fein Acht…

  
Die Journalistin und Bloggerin Andrea Reidl schreibt in der ZEIT: „Radwege sind häufig zu schmal, in schlechtem Zustand oder enden unvermittelt. Infolgedessen entwickeln Radfahrer aller Altersklassen eine gewisse Kreativität, um ans Ziel zu kommen.“

Den ganzen Artikel lest Ihr hier. Die hiesigen Radwege sind nicht nur im Dunklen gefährlich… Da gibt es Buckelpisten mit von Baumwurzeln hochgedrückte Pflastersteinen und totaler Schieflage am Seitenrand (könnte das eventuell etwas mit auf dem Radweg fahrenden PKWs der Zeitungsausträger zu tun haben?). Von irgendwelchen Kuhlen, breiten Rissen etc. ganz zu schweigen. Da wird dann ein Schild „Radwegschäden“ aufgestellt und gut ist. Vielleicht braucht man hier ein MTB, um mit Freude am Straßenverkehr teilnehmen zu können?!

Besonders schön ist auch, wenn völlig unvermittelt der Radweg aufhört und da plötzlich eine Bordsteinkante auftaucht oder die beiden 90 Grad Kurven kurz vor Wilstedt… Ich habe schon oft gedacht, die Leute, die solche Wege planen und / oder bauen sitzen NIE im Sattel. 

In Worpswede fahre ich nur noch auf der Straße. Der Geh- und Radweg ist megaschmal, da können ja teilweise nicht einmal zwei Fußgänger nebeneinander laufen. Und es gab schon mehrere Situationen, in den ich beinahe angefahren worden wäre! Auf der Straße ärgern sich die Autofahrer zwar (obwohl eigentlich Tempo 30 Zone), aber immerhin SEHEN sie mich. Daran, dass so gut wie niemand beim Überholen einen Abstand von 1,50m einhält, habe ich mich schon gewöhnt.

Beleuchtung gibt es in den Außendörfern nur an den Bushaltestellen (aber immerhin…). Zum Glück habe ich mir eine leuchtstarke Akkulampe gekauft. Die wird auch von Autofahrern gesehen, so dass sie ihr Fernlicht abblenden. Im Dunkeln rechnet hier niemand mit Radfahrenden, außer wenn irgendwo Schützenfest ist…

Zum Thema Mit- bzw. Gegeneinander auf der Straße wird der Journalistin Charlotte Parnacks ein Preis verliehen. In dem wirklich lesenswerten Artikel heisst es u.a.: „Wer regelmäßig Auto fährt, muss alt sein und vom Dorf. Der Kampf Auto- gegen Fahrradfahrer ist zu einem Kampf der Lebensmodelle geworden, zu einem Kampf der Generationen.

Es gab Zeiten, während des Wirtschaftswunders, da galt das Fahrrad als Fortbewegungsmittel des armen Wichts, der sich kein Auto leisten konnte. Dann gab es Zeiten, da galt das Fahrrad als Fortbewegungsmittel des Ökos, der morgens mit Helmfrisur und mindestens einer vergessenen Fahrradklammer am Hosenbein ins Büro kam. Damals fuhr eine ganze Generation Golf und träumte davon, zwei Kinder zu haben, einen Labrador, ein Haus in der Vorstadt mit Vorgarten und Carport. In der Postmoderne steht ein Auto nicht mehr für Prestige, sondern für Provinzialität und Abhängigkeit, während das Fahrrad ein Symbol ist für Jugendlichkeit und Flexibilität.“

Der komplette Artikel ist hier zu lesen. Bei der Critical Mass-Bewegung werde ich demnächst mal mitfahren, allerdings in Bremen. Als einzelne Radfahrerin in Grasberg macht es nicht wirklich Sinn 😉

(Grafik: http://www.sharetheroad.org)

Brückenschlag 

Schwimmende Brücken… Das klingt irgendwie cool. Es gibt so viele innovative Ideen und nicht alle können verwirklicht werden. Gewagte Konstruktionen, futuristische Gedankenspiele sind aber wichtig, damit nicht immer alles in den gewohnten Bahnen verläuft! Dann gibt es nämlich keine Veränderungen! „Alles ist gut, so wie es ist“ oder „so haben wir das schon immer gemacht“ sind die zementernen Hemmschuhe unserer Gesellschaft.  

In der hiesigen Gegend ist Infrastruktur vorhanden, um Bäche und Flüsse zu überqueren. Nur nicht immer in bestem Zustand… Zum Beispiel die hölzerne Brücke bei der Gaststätte Meyerdierks / Hexenberg. Der Weg wird von vielen Radfahrenden genutzt, von Rennradgruppen genauso wie von Tourenradlern und Ausflüglern. Vermutlich befindet sich die Brücke an der Landesgrenze zwischen Bremen, Lilienthal und Ottersberg. Und keiner fühlt sich zuständig… Wie sonst ist der schlechte Zustand zu erklären?! Die Holzbohlen sind schon lange wackelig und im Sommer taten sich plötzlich zwei tiefe Löcher auf. Nachdem es schon Warnungen per facebook und WhatsApp gab, wurde zumindest notdürftig mit Splitt geflickt. Da die Bohlen allerdings nicht ausgetauscht wurden, wird es vermutlich nicht lange halten.

Anderenorts gibt es keine Möglichkeit, um ein Flüsschen zu überqueren, so dass man Umwege in Kauf nehmen muss. Schlechte, ungepflegte Radwege fährt auch niemand gern. Wenn man nicht gerade ein geländegängiges Rad unterm Sattel hat, wird so manche Tour dadurch verleidet. Scherben, Buckelpiste und hohes Gestrüpp schrecken ab und ausweichen auf die Straße ist auch nicht für jeden etwas. Dort wird man von Autos bedrängt, geschnitten oder angehupt. Die Autofahrer sehen nur ein Hindernis und verstehen nicht, warum man die Straße nutzt. Geeignete Radwege werden von allen gerne angenommen!

Wenn der Radverkehr sowohl für Einheimischen als auch für touristische Zwecke gefördert werden soll, ist eine Investition in die Infrastruktur notwendig! Die Kosten sind im Vergleich zu den Aufwendungen für den motorisierten Verkehr doch eher übersichtlich…