Zwei Männer, zwei Räder – eine Mission

Spendenaktion gegen Meeresverschmutzung

Das wollen Andreas und Markus aufräumen.

Verden / Hamburg. Der Autor Andreas Winkelmann und der Schauspieler Markus Knüfken haben sich einiges vorgenommen: Die beiden Männer wollen 7.600 Kilometer um Nord- und Ostseeküste fahren, auf Lastenrädern. Dabei wollen sie die Strände an der Küste von Plastikmüll befreien. Überall dort, wo sie im Zelt übernachten, sammeln sie den Müll ein, wiegen und dokumentieren ihn. Anschließend wird er ordnungsgemäß entsorgt. Während der dreimonatigen Tour rufen die beiden über ihre Social-Media-Kanäle (Instagram, geplant sind auch Facebook und TikTok) zu Spenden auf. Gesammelt wird für die gemeinnützige Organisation „One Earth – one Ocean“ (OEOO), ganz konkret für ein neues Müllsammelboot namens Seehamster.

Zwei Freunde – ein Gedanke: Lass uns die Meere vom Plastikmüll befreien! (Links Andras, rechts Markus)

Beide Männer haben hinlänglich Outdoor-Erfahrung. Über ihre gemeinsamen Wandertouren haben sie im letzten Jahr das Buch „Wilder wird’s nicht“ veröffentlicht. Doch Wandern und Kanufahren ist nicht dasselbe wie Radfahren. Andreas gibt zu, in den letzten Jahren „nie länger als zwei Stunden“ auf dem Rad gesessen zu haben. Auch bei Markus sind längere Radtouren schon einige Jahre her. Die geplante Testfahrt von Bremen nach Cuxhaven fiel leider aus, da die Lastenräder der Bremer Manufaktur Velo-Lab noch nicht abholbereit waren. Die Akkus der elektrisch unterstützten Räder waren von den Lieferschwierigkeiten des globalisierten Weltmarktes betroffen. Markus hat dann das Cargobike von Bremen bis nach Hamburg gefahren, da aufgrund der Orkanwarnungen an dem Tag keine Züge mehr fuhren. In einer zweiten Etappe ging es von Hamburg an die Ostsee. „Der Rest der Vorbereitung läuft in den ersten zwei Wochen der Tour“, hofft Andreas.

Bei der Testfahrt hatte Markus noch gutes Wetter…

In Deutschland und Dänemark fahren die beiden auf flachen Küstenstraßen. In Norwegen wird es dann ein schon bergiger. 40 Kilogramm Gepäck pro Person haben sie dabei, zehn Kilogramm allein wiegt die technische Ausrüstung, wie Drohne, Kameras, Stativ usw. Bei Tagesetappen von bis zu 100 Kilometern und einer realistischen Reichweite von 80 Kilometern rechnen die beiden damit, ab und zu ohne Unterstützung fahren zu müssen. „Wenn gar nichts mehr geht, müssen wir einfach so in die Pedale treten“, ist sich Markus bewusst.

„Wir sind ja nicht wirklich in der Wildnis“, meint Andreas. In Strandnähe gebe es Restaurants, Cafés und Campingplätze, wo sie die Akkus aufladen wollen. Sie suchen den Kontakt zu den Menschen vor Ort, schon alleine, um diese auf das Plastikmüllproblem aufmerksam zu machen. Markus wurde eine hilfreiche App für Radreisende empfohlen, sie heißt „Warmshowers“ und funktioniert nach dem „Couchsurfing“-Prinzip. Privatleute stellen dort ihre Dusche, Waschmaschine und eventuell eine Übernachtungsmöglichkeit zur Verfügung. Dieses soll auch zum Aufladen genutzt werden.

Aufgrund der aktuellen Situation haben die beiden die Tour-Route geändert und fahren nicht mehr durch Russland.

Bisher waren die beiden rein naturerlebnismäßig unterwegs und wollten Abenteuer erleben. Jetzt steht zuallererst der Gedanke Geld und Aufmerksamkeit zu generieren im Vordergrund. „Wir lieben die Natur und wollen etwas für die Natur tun“, betont Markus. Beide gehören zur „Parents for Future“-Generation und wollen nicht nur quatschen, sondern etwas tun. Wer das Problem sieht, muss auch handeln, finden beide. Inspiration habe der Film „Biking Borders“ gegeben, bei dem ebenfalls zwei Männer Spenden gesammelt haben, in dem Falle 100.000 Euro für den Bau zweier Schulen in Guatemala.

Andreas und Markus wissen noch nicht genau, welcher Zeitaufwand für das Erstellen von Bildern und Videos und dem Aufbereiten für die sozialen Netzwerke auf sie zukommt. Das werde richtig Arbeit werden: „Wir machen, wie es wir können und die Gegebenheiten sind“, sagt Markus. Täglich wird es einen aktuellen Stand über die Spendenhöhe geben. Für das Projekt wurde extra ein neuer Kanal eingerichtet. Dieser ist unter „Big Biking Cleanup“ zu finden. Das gespendete Geld soll in ein Müllsammelboot namens Seehamster fließen. Dieses ist das kleinste Boot des Sammelkonzeptes von OEOO und kostet etwa 20.000 Euro. Die Boote sammeln Müll und bringen ihn zur nächstgrößeren Einheit, der „Seekuh“. Als „Seeelefant“ bezeichnet wird das größte Boot, ein Tanker auf dem der Müll angeliefert und sortenrein getrennt wird. Ein Teil kann direkt an Bord in Treibstoff umgewandelt werden. „Ziele müssen realistisch sein“, findet Winkelmann und möchte genügend Spenden für den „Seehamster“ einwerben.

Der „Seehamster“, der über die Spenden finanziert werden soll.

Drei Monate wird ihre Reise dauern. Beide waren schon einige Male zusammen unterwegs und kennen die Eigenarten des Anderen. Doch drei Monate sind eine Premiere. „Wir werden uns bestimmt mal in die Haare kriegen“, ist sich Andreas gewiss. Markus sagt, es „funktioniert auch, wenn man sich mal streitet.“ Der eine bleibt stoisch, der andere werde hektisch. „Wir wissen um die Unterschiede. Das ist Freundschaft, wie man damit umgeht, wie der andere ist“, sagt Andras. Beide eint und verbindet die Liebe zur Natur. „Miteinander auch schweigen zu können“, ist Markus wichtig. Beide Männer hatten den Wunsch nach einem längeren Zeitraum für ihre Touren. Bei beiden spielt die Familie mit. Andreas Frau und Tochter sind von dem Projekt begeistert, sagt er. Sie finden es spannend, es sei kein Streitthema gewesen. Auch Markus‘ Frau sei von Anfang an total begeistert gewesen. Sie wüsste, wie wichtig es für ihn sei, dass er ein Projekt habe.

Bei der weiteren Ausrüstung wie Funktionskleidung, Zelt und Schlafsäcken wurde auf nachhaltige Produkte geachtet. Eine große Überraschung sei beispielsweise der Hersteller Triple2 aus Verden gewesen. Die Radbekleidung ist zum Teil aus recyceltem Meeresmüll hergestellt. Die „grünere Wahl“ ist beiden wichtig. Die Daunenschlafsäcke sind ebenso aus recycelten Materialien hergestellt wie die Schuhe. Der nachhaltige Gedanke steckt in allen Ausrüstungsgegenständen.

Ein Nebenaspekt der Tour soll sein, dass die beiden elektrifizierte Lastenräder für die praktikable Antwort auf eine umweltpolitische Verkehrswende in Stadt und Land halten. Sie wollen mit ihrer Aktion zeigen, was noch so alles in ihnen steckt.

Die Aktion „Big Biking Cleanup“ startet am 14. April 2022 beim Globetrotter-Stammhaus am Wiesendamm 1 in Hamburg.

Das gesamte Bildmaterial dieses Artikels wurde mir von Andreas Winkelmann und Markus Knüfken zur Verfügung gestellt.

Hinweis nach Bloggerkodex: Dieser Artikel erschien zuerst im Tarmstedter Magazin, Heft 64. Kostenlose Werbung, da Produktnennung und Links.